Heute fuhren wir von Aalsmeer nach Amsterdam. Wir wussten, dass eine Brücke wegen Arbeiten für den Schiffsverkehr nicht bedient wurde. Um 12:30 Uhr gab es ein einstündiges Zeitfenster, in dem sie geöffnet würde und wir passieren konnten.
Aber der Reihe nach: Das Aalsmeer ist eine sehr naturnahe Region, mit weiten Wasserflächen und kleinen Kanälen, auf denen sich viele Sloepen tummeln. Manchmal kommen die recht forsch um die Ecke und als Skipper eines für hiesige Verhältnisse breiten Schiffes muss man auf der Hut sein, um ohne Zwischenfall durch die Grachten zu gelangen.
Wir starteten etwa um 10:00 Uhr und das Tempo war mehrheitlich auf 6 km / Std. limitiert. Wir entdeckten viele kleine Inseln, die offenbar von Eigentümern bestens gepflegt wurden und jeweils mit einem Anlegesteg versehen waren. Teilweise waren dort auch Sportboote festgemacht.
Es gibt viele verträumte Ecken dort, wo die Menschen ausspannen und sich erholen können.
Die Wasserqualität ist sehr gut, was unter anderem auch vielen und breiten Schilfgürteln zu verdanken ist. Schilf hat mehrere Eigenschaften, die das Wasser reinigen. Eine davon ist die Fähigkeit der Pflanzen, Phosphate aus dem Wasser aufzunehmen. In den überdüngten Seen ist dieser Phosphatentzug daher sehr wichtig.
Als wir die Ringvaart van de Haarlemmemeerpolder entlang fuhren, bemerkten wir auf Steuerbord ein eigentümliches Gefährt, das wie ein Unterseeboot aussah. Als wir näher kamen, bemerkten wir eine Fabrik für Seenotrettungsboote. Das weisse ist eine frühe und heute nicht mehr verwendete Version, das orange entspricht den heutigen Standards.
Etwas später wurden wir in das Märchen „Der Froschkönig“ versetzt, als wir dieses Schiff entdeckten.
Schliesslich erreichten wir eine Anlegestelle etwa 1 km vor der Bosrandbrug, an der gearbeitet wurde und die erst um 12:30 Uhr geöffnet wird. Dort lag eine schöne Aquanaut und der Skipper rief mir zu, die Brücke sei gesperrt, was wir ja schon wussten. Ich fuhr weiter, weil ich auf Google Maps im Satellitenmodus nachgeschaut hatte, ob es vor der Brücke Anlegestellen gab.
Es gab sie und wie erwartet konnten wir dort festmachen.
Die Aquanaut war ebenfalls gestartet und der Skipper machte mir den Eindruck, als wollte er der erste sein, der die Brücke passiert.
Es kamen immer mehr Schiffe, die Anlegestellen waren besetzt und so nahm ich eine niederländische Jacht an meine Seite.
Pünktlich um 12:30 Uhr leuchteten die Lampen rot-grün, was für uns bedeutete, dass demnächst die Brücke angehoben würde. Der Skipper mit der Aquanaut legte sein Schiff auf Startposition, Pole-Position. Ich verabschiedete meinen Schiffnachbar und wir wünschten einander gute Fahrt.
Kurz nach der Bosrandbrug gab es noch eine zweite, die Schipholdraaibrug. Es handelt sich um eine Drehbrücke mit Durchfahrtshöhe 3.40 m. Die beiden vor mir gestarteten Sportboote waren zu hoch und mussten warten, ich überholte sie Backbord und fuhr unten durch. Eigentlich war auf dieser Strecke Einbahnverkehr angesagt. Als ich schon unter der Brücke wegen der Bauarbeiten mit reduzierter Geschwindigkeit fuhr, kamen mir Sportboote mit hoher Geschwindigkeit entgegen. Naja, dann halt.
Der Skipper mit der Aquanaut kam immer näher, obschon ich durch mein Überholmanöver einen deutlichen Vorsprung hatte. Ob er wohl befürchtete, ich nähme ihm den letzten Anlegeplatz weg?
Ich fuhr schliesslich ins Nieuwe Meer ein und nahm Kurs auf den Hafen des W.V. Onklaar Anker. Es ist ein kleiner Hafen, von Bäumen umsäumt, der heuer sein 50-jähriges Bestehen feiern konnte. Brigitte rief den Hafenmeister noch auf dem See an und fragte, ob er für unser Schiff einen Platz hätte. Der bejahte und wartete auf Passantensteg auf uns, von wo er uns an den definitiven Platz wies. Es ist ein bärtiger zufriedener und freundlicher Hafenmeister und der Hafen ist klein, aber fein. Er bietet Passanten mit Schiffen bis maximal 12 m Länge und 3.60 m Breite gerne Platz.
Nach einer gemütlichen Pause fuhren wir mit den Fahrrädern um das Nieuwe Meer und besichtigten die Schleuse Richtung Stadt Amsterdam. Dort fuhr gerade das Schiff ein, welches wir an unsere Seite genommen hatten.
Wir kauften in der Nähe noch ein paar Sachen ein und brutzelten eine Rösti, damit wir die Heimat nicht ganz vergessen. Wir bleiben hier ein paar Tage.