Heute Morgen haben wir um 8:56 Uhr die Taue gelöst und den Hafen Artlenburg bei diesigem Wetter und starken Winden verlassen. Bei den grossen Flächen in Windrichtung schaukeln sich die Wellen auf. Wenn der Fluss mäandert, werden die Wellen sofort bescheidener. Wenn sie gar ablandig aufs Wasser kommen, sind sie zwar immer noch stark, aber harmlos.
Nach und nach besserte sich das Wetter und Petrus hatte ein Erbarmen: Die Sonne durchbrach die Wolken, aber die Bimini blieb noch geschlossen. Wir näherten uns nach rund 11 km der Schleuse Geesthacht. Sie trennt die Elbe vom Gezeitenfluss. Der Schleusenwart wies uns an, bei der Anlegestelle für Sportboote anzulegen und zu warten. Der Steg ist aber sehr eigenartig angelegt. Er hat zwar eine normale Länge, liegt aber hinter den Dalben für Berufsschiffe. Wer dort anlegen will, muss sich zwischen den Dalben hindurch zwängen. Peter hatte einen etwas grösseren Abstand zwischen zwei Pfosten erspäht und wir durften uns im Päckli an der Zattera anbinden.
Schliesslich kam über eine Lautsprecheranlage klar und deutlich die Ansage: „Die Sportboote können jetzt einfahren und Backbord schleusen“. Das machten wir. Je nach Stand von Ebbe und Flut ist der Hub zwischen 1.30 und 3.50 m. Die 1960 in Betrieb genommene Staustufe Geesthacht befindet sich südwestlich der schleswig-holsteinischen Stadt Geesthacht. Sie staut das Wasser der Elbe auf 4 m ü. NHN und begrenzt dadurch den Gezeiteneinfluss der Nordsee stromaufwärts; das Wehr definiert das Ende der Binnenelbe. Neben dem Cracauer Wasserfall, einem festen Niedrigwasserwehr an der Alten Elbe bei Magdeburg, ist sie die einzige Staustufe im Verlauf des Flusses in Deutschland. Die Staustufe besteht aus einem Wehr mit Fischaufstieg und einem Schleusenkanal mit einer Doppelschleuse. Ein weiterer Fischaufstieg wurde im September 2010 fertiggestellt.
Positiv: Wir konnten vom abfliessenden Wasser profitieren und bis kurz vor Hamburg im flotten Tempo der Hansestadt entgegenfahren.
Unterwegs trafen wir die Blaak wieder, die wir schon in der Schleuse bei Bremen vor uns in der Schleusenkammer hatten. Dieses Mal hatte das Schiff einen Leichter auf Backbord-Seite angebunden und deutete mit der blauen Tafel und dem Funkel an, dass wir sie Steuerbord – Steuerbord kreuzen sollen.
Weiter unten wichen wir noch einer frei fahrenden Fähre aus. Der Wind war immer noch heftig. Überraschenderweise erreicht man Hamburg, ohne lange durch Vororte kurven zu müssen.
Peter Morgenthaler hatte uns angemeldet, insbesondere auch, weil wir einen Tag früher auftauchten, als geplant.
Die Reihenfolge war: Zuerst die Zattera, dann die Linna, die an der Zattera festmachen soll. Wir mit der Taranaki sollten zuletzt einlaufen.
Nach der letzten Brücke schlugen uns enorme Wellen entgegen. Etwa die zweite Welle schlug so heftig gegen die Bordwand, dass der Anker eine kleine Delle verursachte. Ich drosselte den Motor bis in den Klick, die beiden anderen Schiffe fuhren in den Cityhafen und machten fest.
Ich habe ein Problem mit dem Funkgerät. Einerseits gibt es ein Problem mit dem Transceiver / Splitter für unser AIS. Andererseits funktioniert unser Funkgerät nur auf sehr kurze Distanzen. Das ist schlecht und wenn wir in Wessem zurück sind, werden wir diese Mängel beheben lassen. Ersatzgeräte sind bereits bestellt.
Peter und André versuchten, uns aus vorerwähnten Gründen telefonisch zu erreichen, was nicht gelang. Anbetracht des Wellengangs und der starken Winde wollte ich sicher sein, dass beide angelegt hätten und uns beim Anlegen helfen konnten. Sie machten sich bereits Sorgen, uns sei etwas passiert, dann tauchten wir endlich auf. Rasch hatten wir angelegt. Der Hafen liegt von den Winden einigermassen geschützt. Einzig die Wellen sind hier Dauerthema, aber das ist auch ein besonderer Reiz beim Übernachten auf einem Schiff.
André und Brigitta luden uns auf die Linna zu einem exquisiten Ankerbier ein. Es gab sogar Sekt neben vielen feinen Dips, die unserer Gaumen erfreuten. Wir haben damit eine lange Reise hinter uns gebracht und Schiffe und Mannschaft sicher ans Ziel geführt. In 130 Motorstunden haben wir etwa 1’100 km zurück gelegt.