Heute war das Wetter beim Start so-so-là-là und deshalb waren wir voll eingekleidet, was auch beim Skipper lange Hosen resp. Jeans bedeutet. Der Kanal hat wenig Kurven und führt zeitweise schnurgerade durch die Landschaft.
Immerhin gab es unterwegs eine Augenweide zu bestaunen, resp. eventuell zwei, je nach Sichtweise des Betrachters / der Betrachterin:
Abwechslung zeigte sich am Horizont, weil eine ganze Reihe von Kanuten auf gleicher Höhe uns entgegen fuhren. Wir hatten bereits auf Gewässerkarte gesehen, dass in unserem Zeitfenster mit diesen zu rechnen sei verbunden mit der Bitte, auf die Sportlerinnen und Sportler entsprechend Rücksicht zu nehmen.
Gesagt getan: Wir fuhren Steuerbord an den rechten Rand des Kanals und verringerte das Tempo auf den Klick. Dabei achtete ich zu wenig auf den Tiefenmesser, wobei ich plötzlich auf Grund aufsetzte. Ich funkte sofort an André um ihn zu warnen, war aber damit zu spät, weil ihm das gleiche Malheur passierte. Im Gegensatz zu mir, konnte er sich selber im Rückwärtsgang aus seiner misslichen Lage befreien.
Bei der Taranaki ging nichts mehr. André und Brigitta versuchten mit der Linna, uns wegzuziehen, aber nur mit einem Teilerfolg. Der Bug konnte wieder bewegt werden, aber das Heck kam noch nicht frei.
In der Ferne sahen wir ein Schiff näher kommen. Es handelte sich um die Maxima unter holländischer Flagge fahrend. André funkte sie an und der Skipper gab Schweizerdeutsch Antwort. Das Schiff war eine Luxemotor und kräftig, so dass André fragte, ob sie uns nicht helfen könnte.
Der Skipper sagte zu und wollte zuerst das Tau an seinem Heck b efestigen. Er entschied sich kurzfristig anders und seine Frau warf uns das dicke Tau zu, das wir um den Mittelpoller legten. Die Maxima brauchte gar nicht stark rückwärts zu fahren, schon war die Taranaki frei.
Wir bedankten uns für die Hilfe und das Glück, vermutlich den einzigen Schweizer mit einem starken Schiff auf dem Kanal anzutreffen und erst noch unmittelbar nachdem wir auf Grund auffuhren.
Der Kanal wird vermutlich schlecht unterhalten und an den Ufern, obschon grösstenteils mit Spuntwänden versehen, liegt jede Menge Schutt. Deshalb ist es ratsam, immer in der Kanalmitte zu fahren und bei Kreuzmanövern sehr vorsichtig steuerbordseitig auszuweichen. Die Ausweichstellen sind wenig vertrauenserweckend, dort sind die Untiefen vorprogrammiert.
Wir stellen fest, dass der Kanal von der Berufsschifffahrt nur mässig benutzt wird. Die meisten Schiffe sind unbeladen und haben dann entsprechend weniger Tiefgang.
Schliesslich erreichten wir die drei Schleusen vor der Seenplatte zum Zilvermeer. Wir mussten zuerst noch auf eine aufsteigende Jacht warten, wurden dann aber zügig durch die drei Schleusen talwärts befördert. Es geht auf kurzer Horizontaldistanz rund 18 Meter abwärts. Die Schleusen haben nur einen Poller oben auf der Schleusenmauer, weshalb entsprechend lange Leinen benötigt werden. Jede der Schleusen wird durch einen Schleusenwärter bedient, beim Bergwärtschleusen hilft er, das Tau um den Poller zu legen.
Nach den Abenteuern haben wir uns im Zilvermeerhaven zwei schöne Plätze nebeneinander an komfortablen Stegen ausgesucht und unsere Schiffe festgemacht. Wir durften den Ankertrunk auf der Linna geniessen mit Gewässern aus Wilderswil und dem Südtirol resp. mit Bieren der Marke Desperados. Aber im Gegensatz zu den Bieren sind wir wieder alle voller Zuversicht!
Martin und Doris waren bereits angekommen und begrüssten uns auf dem Steg. Wir werden noch gemeinsam Nachtessen. Das anstehende Gewitter wird wohl dann vorüber sein und wir hoffen, trocken auf die Linna wechseln zu können.