Bevor ich über die Tour berichte, hier mal etwas zu den Informations- und Steuergeräten, die mir im Innensteuerstand zur Verfügung stehen. Ich beginne mit den Erklärungen oben links.
Die erste Anzeige gibt den Füllstand der Dieseltanks an. Dieses Messgerät musste wegen der neuen Tanks ersetzt werden. Das zweite Instrument zeigt mir die Motorentemperatur. Diese liegt normalerweise zwischen 68 und 70 C°. In der Mitte wird mir der Öldruck angzeigt, rechts davon kann ich die Volt ablesen, die mir die Batterien zur Verfügung stellen. Diese darf nicht unter 12 Volt sinken. Aufgeladen sind sie meist bei 13 Volt.
Ganz rechts zeigt mit das Messgerät den Füllstand der beiden Wassertanks an. Auch dieses Gerät musste wegen der neuen Tanks ersetzt werden.
In der zweiten Reihe ganz links befindet sich der Motorstundenzähler. Der sagt aus, wie lange der Schiffsmotor gearbeitet hat. Damit ein Motor fit bleibt, sollte er pro Jahr mindestens 50 Stunden betrieben worden sein. Der Volvo Penta unserer Taranaki hat heute nach der Tour 4’463 Stunden angezeigt, was einem Jahresschnitt von rund 106 Stunden entspricht.
Die Anzeige in der Mitte zeigt den Tourenzähler. Dieses Jahr haben wir bis 2’300 Touren erreicht. Rechts davon befindet sich das Zündschloss, mit dem ich die Starterbatterie dazu bewege, vorzuglühen. Das dauert 30 Sekunden, die von der Batterie alles abverlangt. Sie muss deshalb gut aufgeladen sein.
Ganz rechts befindet sich die Ruderstandsanzeige: Sie zeigt mir, in welcher Stellung das Ruder liegt. Im Aussenführerstand muss ich von der Ruderstellung ganz links bis zur Ruderstellung ganz rechts 720 Minuten drehen.
Unterhalb der Messgeräte befinden sich Kippschalter, mit denen ich verschiedene Funktionen im Schiff aktivieren kann.
Heute Morgen habe ich um 9:04 Uhr abgelegt und bin mit unseren Freunden um 14:26 Uhr im Wittinger Sporthafen angekommen. Zuerst musste der Hafenmeister die Klappbrücke öffnen und Peter glitt mit der Zattera in den Mittellandkanal. Nachdem die Brücke ein zweites Mal geöffnet wurde, fuhren ich mit der Taranaki und André mit der Linna durch die Brücke. Sie ist mit einer Fotozelle versehen und wenn ein Schiff passiert hat, schliesst sie nach kurzer Zeit automatisch. Zwei Schiffe schaffen die Durchfahrt kurz nacheinander, bei drei Schiffen klappt es nicht mehr.
In der Nacht hatte es geregnet und ich wollte mit den Scheibenwischern klare Sicht herstellen. Links und rechts klappte es, der in der Mitte machte keinen Wank. Das kenne ich doch schon. Ich erinnerte mich an den Trick von Rick Graus und holte Silberpapier. Als ich alle drei Buchsen mit Silberpapier „frisiert“ hatte, funktionierte auch der Scheibenwischer in der Mitte. Das war auch dringend nötig, regnete (um nicht zu sagen „schiffte“) es immer wieder in Strömen.
Bald einmal verliessen wir den Mittelland-Kanal über Backbord und folgten dem Elbe-Seitenkanal. Dieser ist breiter und tiefer, als der Mittellandkanal. Erstaunlicherweise wird er von Frachtschiffen nur wenig befahren.
Der Elbe-Seitenkanal (ESK) ist eine Bundeswasserstrasse in Niedersachsen zwischen dem Mittellandkanal (MLK) und der Elbe. Der 115 Kilometer lange Kanal führt von Calberlah westlich von Wolfsburg (MLK-km 233,65) über Uelzen nach Artlenburg im Landkreis Lüneburg (Elbe-km 572,97). Zuständig für die Verwaltung des ESK ist das Wasserstrassen- und Schifffahrtsamt Mittellandkanal/Elbe-Seitenkanal.
Geplant wurde der Kanal 1965 unter dem Namen Nord-Süd-Kanal. Am 6. Mai 1968 erfolgte der Erste Spatenstich bei Artlenburg.
Der Elbe-Seitenkanal wurde nach achtjähriger Bauzeit am 15. Juni 1976 durch den damaligen Bundesminister für Verkehr Kurt Gscheidle, den Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg Hans-Ulrich Klose und den Ministerpräsidenten von Niedersachsen Ernst Albrecht eröffnet. Hauptzweck des Kanalbaues war, eine Verbindung zwischen Elbe und Mittellandkanal innerhalb der Bundesrepublik Deutschland zu schaffen, denn die ursprüngliche Verbindung – das Wasserstrassenkreuz Magdeburg – lag während der deutschen Teilung in der DDR.
Der Bau wurde auch dazu genutzt, ein Hindernis für Panzertruppen in Ost-West-Richtung zu errichten. Die Kanalböschungen wurden als Sperre für Panzer aus Richtung Osten angelegt, aus Westen können die Böschungen in Richtung Osten in bestimmten Bereichen befahren werden. Die Brücken waren oder sind teilweise noch heute mit Sprengschächten ausgestattet, in den Unterführungen gab oder gibt es Panzersperren.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Elbe-Seitenkanal)
Wir erreichten nach einem heftigen Gewitter mit Böen bis 51 km / h die Hafeneinfahrt zum Sportboothafen Wittingen.
Nach einem gemütlichen Ankerbier resp. Rosé kochte Brigitte auf der Taranaki ein feines Risotto. Es schmeckte ausgezeichnet.
Für morgen früh hat die Hafenmeisterin noch eine Bestellung für Brötchen aufgenommen. Die werden wir um halb acht Uhr abholen.