Gestern haben wir im Restaurant des Jachthaven Deventer reserviert. Eigentlich hatte es nur noch Platz draussen, aber am Abend war es dann so garstig, dass wir schon absagen wollten. Die Bedienung hat uns dann aber einen Platz drinnen reserviert und so genossen wir ein vorzügliches Nachtessen zu äusserst günstigen Preisen. Der Hafen und das Restaurant können wir wärmstens empfehlen.
Die Tour heute versprach viel Wind von 21 km / h und in den Böen bis 45 km / h. Wir starteten in Deventer um 10:20 Uhr. Der Wind peitschte teilweise beachtliche Wellen uns entgegen. Die Ijssel ist ab Deventer schon ziemlich breit und von einem tiefen Wasserstand war nichts mehr zu sehen. Der Wind blies aus nördlicher Richtung und immer wenn der Flussverlauf in diese Richtung zeigte, schaukelten sich die Wellen auf und prallten an unsere Schiffswand. Frachtschiffe sahen wir heute keines und nur wenige Sportboote.
Es war zudem ziemlich kalt. Die kurzen Hosen hatte ich schon am Morgen gegen lange Jeans eingetauscht. Ich musste dann allerdings während der Fahrt noch den Faserpelz-Pullover und sogar Handschuhe anziehen. Brigitte musste diesen seltenen Augenblick festhalten.
Unterwegs kam uns die Wasserschutzpolizei entgegen. Was ich noch nie erlebte: Sie hatten die blaue Tafel mit dem Blinklicht gesetzt. Sie zeigten damit, dass sie mit uns Steuerbord – Steuerbord kreuzen wollten. Ich vermute, dass sie unterwegs waren, um die Wassertiefen zu ermitteln, die für die Berufsschiffer sehr wichtig sind.
Wir liessen Hattem links liegen und fuhren weiter Kampen entgegen. Vor der Stadtsbrug in Kampen, die nur 5.58 m hoch ist, musste ich noch den Masten ablegen (dieses Mal mit ausgezogenem Stecker). Zusätzlich sicherte ich den Masten mit einem Strick mit einem Mastwurf an der Reling, so dass er wegen der Wellen gut fixiert war.
So erreichten wir nach 48 km und 4 Std. und 12 Minuten das Ziel des WSV De Buitenhaven. Ich fuhr noch etwas die Ijssel hinunter, drehte nach einer Wellenphase rasch ein und fuhr in den Hafen, wo uns Brigitte beim freundlichen Hafenmeister bereits angemeldet hatte. Er dirigierte uns an den Steg und forderte uns auf, das Schiff zu drehen. Wer den Hafen kennt, weiss, dass das eng wird, zumal dort, wo ich drehen musste, noch der Bugspriet eines Segelbootes das Manöver zur Herausforderung machte.
Es klappte bestens und wir legten an. Anschliessend hielt ich ein paar Impressionen des Hafens fest.
Nach dem Bezahlen der Hafengebühren erfrischten wir uns auf dem Schiff und bummelten anschliessend durch das Städchen.
An der Kade zur Ijssel gab es wieder ganz tolle Dreimaster, aber auch Ausflugsschiffe zu sehen.
Wir entdeckten im Städchen noch Gassen, deren angrenzende Häusermauern immer schieffer dastehen. Damit diese nicht auf einmal einstürzen, gibt es verschiedene Abstützmethoden, wie zum Beispiel:
Schliesslich gingen wir noch etwas einkaufen. Auf dem Weg zum Winkel (so heissen Einkaufsläden in den Niederlanden) entdeckten wir viele elegant gekleidete Menschen und alle Fahnen der Niederlande auf Halbmast.
Das Nationale Dodenherdenking (deutsch „Nationales Totengedenken“) ist ein Gedenktag in den Niederlanden, der jährlich am 4. Mai begangen wird und unter anderem zwei Schweigeminuten um 20 Uhr beinhaltet. Neben der nationalen Gedenkfeier beim Nationalmonument auf dem Dam in Amsterdam werden auch von lokalen Komitees Gedenkfeiern organisiert. Heute wird damit aller Kriegsopfer des Zweiten Weltkriegs aus dem damaligen Königreich der Niederlande, aller Opfer des Kolonialkriegs in Indonesien sowie aller Opfer, die seit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges bei Kriegs- und Friedensoperationen, an denen die Niederlande beteiligt waren, ums Leben gekommen sind, gedacht.
Wir wünschten uns, dass die Menschen keine solchen Gedenktage einrichten müssen. Die aktuelle Situation in der Welt spricht leider dagegen.
Morgen bleiben wir einen weiteren Tag in Kampen. Es soll morgen wieder starken Wind mit kräftigen Böen geben. Vor allem im Ketelmeer könnten die Scherwinde unangenehm werden.