Der Titel verrät schon, dass heute eine Reise von Kampen nach Urk angesagt war, aber manchmal kommt es anders als geplant.
Zuerst hatte ich in die Vorspring eingedampft, war rückwärts gefahren und hatte gewendet, damit ich vorwärts in die Ijssel einfahren konnte. Es ging alles gut, Robert folgte und wir fuhren die Ijssel hinunter, bis …
… sich plötzlich der Motor meldete mit einem Warnton und oranger Warnlampe. Den Ton kennen wir bereits und müssen nicht mehr lange in einem Handbuch nachschlagen: Der Motor überhitzte, weil er zuwenig gekühlt wurde.
In dieser Situation gilt es, den Motor möglichst rasch abzustellen, um dann nach den Ursachen suchen zu können. In der Nähe war die Einfahrt zu einem Industriehafen und wir steuerten diesen direkt an, wo wir an Pollern neben einem Recycling-Werk festmachen konnten.
Dann setzten wir die rote Fahne. Das bedeutet in der Binnenschifffahrt ein Schiff in Not.
Dann ging es an die Fehleranalyse. Es gibt mehrere Gründe für einen überhitzten Motor:
Die Ansaugleitung für die Wasserkühlung ist verstopft oder der Impeller, der verantwortlich ist, dass Wasser angesogen wird, ist defekt.
Zuerst prüfte ich den Wasserfilter und das Steigrohr, ob das eventuell verstopft sei. Das war nicht der Fall. Dann konnte es aus unserer Sicht nur der Impeller sein.
Den Impeller zu ersetzen gestaltet sich in der Taranaki schwierig, weil der Platz zwischen Motor und Frontwand sehr kurz ist. Uns fehlte dazu passendes Werkzeug, weshalb ich beschloss, einen Volvo-Penta-Vertreter hinzuziehen. In Zwart-Sluis, ca. 16 km entfernt, gibt es eine Vertretung und dort rief ich an.
Die Vertretung sagte mir, zurzeit seien alle Mechaniker unterwegs, er werde mich aber vor dem Mittag zurückrufen und berichten, wie es weitergeht. Tatsächlich meldete sich um halb zwölf die Vertretung und versprach, uns einen Mechaniker zu schicken. Ich solle die Motordaten und den Standort übermitteln. Ich sandte dem Mechaniker auf sein Smartphone mit den gewünschten Daten.
Nach ca. einer Stunde meldete sich der Mechaniker per Telefon, weil er uns nicht finden konnte. Er fragte, ob ich einen roten Mercedes-Kastenwagen sehen würde. Das konnte ich bestätigen und so fanden wir uns. Wie du am Schiff von Robert sehen kannst, waren wir „gut versteckt“.
Der Mechaniker öffnete den Behälter, wo der Impeller wirkt, und zog einen Impeller heraus, dem man seine ursprüngliche Form nicht mehr ansah. Die geschredderten Teile hatten sich im Schlauch vor dem zweiten Filter angesammelt, was ein grosses Glück darstellt. So konnten die einzelnen Teile aus dem Schlauch herausgespült werden. Die Filter wurden gereinigt und wieder eingesetzt.
Ein intakter Impeller sieht aus wie auf dem beiliegenden Bild.
Nach dem Einbau des neuen Impellers wurde die Maschine gestartet. Ich prüfte, ob der Auspuff wieder Wasser liefert und ob die Motortemparatur sich im normalen Bereich bewegte. Das war der Fall, so dass wir wieder fahrbereit waren.
Der Mechaniker stellte zudem fest, dass die Wasserpumpe für die Wasserkühlung des Motors leicht leckt (tropfenweise). Das ist kurzfristig kein Problem, mittelfristig will ich aber das gelöst haben. Deshalb habe ich beim Vertreter eine Ersatzpumpe bestellt. Sobald die eintrifft werden wir dort die Werkstatt anfahren, um die Pumpe zu ersetzen.
Das ändert mittelfristig etwas unsere Reisepläne, ist aber an und für sich kein Problem.
Nachdem ich die Rechnung bezahlt hatte, konnten wir wieder starten. Es war Nachmittag nach drei Uhr und deshalb beschlossen wir, nochmals den Oude Buitenhaven in Kampen anzufahren.
Der Hafen war schon gut besetzt mit insgesamt sechs Schweizer Schiffen. Robert legte seine Highlander an unsere Taranaki, weil der verbliebene Platz am Längssteg für ihn nicht mehr ausgereicht hätte.
Im Hafengelände trafen wir Beat und Monika Ineichen sowie Ernst und Ramona. Gemeinsam gingen wir in ein argentisches Restaurant, wo wir wirklich ein feines Nachtessen geniessen konnten.
Wir werden wegen starkem Wind morgen nicht nach Ketelhaven fahren, sondern südlich von Kampen die neue Verbindung Richtung Elburg benutzen.