Heute war wiederum Regen und Starkwind angesagt. Um ca. 09:30 Uhr legten wir ab und hatten den Wind bereits beim Start gespürt. Der Regen blieb noch aus, bis wir gegen die Sunbeck-Schleuse fuhren. Dort regnete es in Strömen und die Scheibenwischer verrichteten zuverlässig ihren Dienst. Unser Positionslichter zeigten ebenfalls, welchen Kurs wir fahren, wenn denn jemand darauf achten sollte. Obschon wir den Masten für die Einfahrt nach Plasmolen ablegen müssen, liessen wir ihn noch oben, damit die Lichterführung stimmt.
Fahrtrichtung und Lage eines Schiffs
Die Positionslichter (Seitenlichter und Hecklicht) helfen uns die Fahrtrichtung und Lage andererer Schiffe während der Nacht und bei verminderter Sicht zu erkennen.
Die Farben und Winkel der Positionslichter sind weltweit einheitlich definiert. Diese gelten sowohl in der Seeschifffahrt wie in der Binnenschifffahrt.
- Seitenlicht Backbord rot, 112,5°
- Seitenlicht Steuerbord grün, 112,5°
- Hecklicht weiss, 135°
Alle drei Positionslichter ergeben zusammen 360° und somit einen Vollkreis.
Bei Segelyachten wird häufig im Masttop eine Dreifarbenlaterne gefahren. Der Vorteil ist der niedrige Energieverbrauch. Bei Fahrt unter Maschine werden anstelle der Dreifarbenlaterne die Seitenlichter, Hecklicht und Topplicht gefahren.
Sektoren und Rundumlichter
Anhand von Rundum- und Sektorenlichtern erkennen wir die Art bzw. den Einsatzzweck eines Fahrzeugs. Sehen wir ein Fahrzeug welches lediglich die Positionslichter führt, handelt es sich um ein Segelfahrzeug. Ein Maschinenfahrzeug führt zusätzlich zu den Positionslichtern ein Topplicht (225°).
Unterwegs konnten begegneten uns auch einige Spezialschiffe. Das erste ist ein Schiff, welches den Flussuntergrund bearbeiten kann. Es hat zu diesem Zweck zwei Rammrohre, mit denen die Position des Schiffes fixiert werden kann. Ankern wäre dafür ungeeignet, weil ein Schiff am Anker immer schwoit.
Das nächste ist eine Fähre, welche sich mit einer Winde an einem Drahtseil oder einer Kette selbständig durchs Wasser zieht. Diese Art des Antriebs wird dann verwendet, wenn die Fliessgeschwindigkeit des Flusses keinen brauchbaren Vortrieb ergibt, etwa bei grosser Flussbreite oder vor Wehren. Beide Bedingungen waren im Beispiel erfüllt.
Das nächste Bild zeigt ein Passagierschiff, welches sich vor allem an Velofahrerinnen und -fahrer wendet. Diese können während dem Tag dem Fluss entlang schöne Touren unternehmen und werden am Zielort oder einer Zwischenstation wieder an Bord genommen. Wir denken, dass das Wetter wohl keine besonderen Anreize zum Velofahren lieferte.
Bei der Schleuse Sambeek mussten wir warten und wurden schliesslich mit etwa 10 anderen Sportbooten geschleust. Dabei zeigte sich einmal mehr, dass viele Sportbootfahrer den Grundsatz first arrived, first served nicht kennen. Da die Schleuse aber alle Boote aufnehmen konnte, ist das für mich kein grosses Problem.
Während dessen beobachteten wir ein Frachtschiff, dass Container geladen hatte. Es war nicht voll beladen, insgesamt hätten 90 Container Platz gehabt. Trotzdem ist interessant, wieviele Camions auf der Strasse dieser Frachter ersetzt und Waren mit wesentlich weniger Treibstoff ans Ziel bringt.
Beachte, dass der Frachter „blind“ fuhr, weil seine Kommandobrücke noch unten lag. Natürlich hatte er Radar und sicher auch Videokameras. Eindrücklich ist auch der lange tote Winkel, den andere Verkehrsteilnehmer zu beachten haben.
Der Grund für die tiefliegende Kommandobrücke: Der Schiffsführer lud zwei Matrosen aufs Dach, die es reinigen sollten. Nachdem sie auf dem Dach standen, hob er die Brücke an. Trotzdem ist der tote Winkel immer ein Thema. Wie der tote Winkel wirkt, siehst du aus folgender Grafik:
Klar, dass wir als Sportbootführer diesen Bereich meiden oder den bereits vorher eingeschlagenen Kurs konsequent beibehalten.
Vor der Schleuse übernahm Doris kurz das Steuer und gewöhnte sich an die ersten Meter mit der Taranaki ans Ruder.
Schliesslich erreichten wir den Jachthaven Eldorado in Plasmolen. Bei der Einfahrt in den Kanal schien die Sonne angenehm aufs Deck, doch hinter uns kündeten dunkle Wolken etwas an. Wir wendeten im Bereich des Passantenstegs und legten Steuerbord an, gerade rechtzeitig. Als wir die letzten Taue gebunden hatten, kamen erste Tropfen und als wir „am Schärme“ waren, brach ein gewaltiger Wolkenbruch über uns herein. Wir hatten aufgrund des Donnergrollens ja gewusst, was da auf uns zukommt. Ich hatte noch selten einen Starkregen dieser Art erlebt.
Nachdem der Regen verklungen war, machten wir uns auf nach Nijmegen. Das ist nicht sehr weit weg und mit dem ÖV gut erreichbar.
Dort besuchtn wir die Stevens Kirche. Nach der Erlangung der Stadtrechte im Jahr 1230 expandierte Nimwegen stark. Die Gebäude „krochen“ langsam den Hügel von der Waalkade hinauf. Der Bau der Stevenskerk auf dem Hügel war der krönende Abschluss. Die große Stevenskerk bildete ein wunderschönes Gegenstück zur gewaltigen Valkhofburcht auf der anderen Seite der Stadt. Das Verwaltungs- und Religionszentrum hatte somit seinen eigenen Platz. Der Bau der Stevenskerk begann im Jahr 1254. Ursprünglich wurde die Kirche aus Tuffstein im romanischen Stil erbaut. Am unteren Teil des Turms ist dies noch deutlich zu erkennen. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kirche im gotischen Stil weiter ausgebaut. Der Turm, der Chor und das Südportal sind dafür gute Beispiele. Nach 1591 wurde der Bau eingestellt und die Kirche blieb unvollendet. Im Jahr 1273 wurde die Kirche dem ersten christlichen Märtyrer, dem Heiligen Stephanus, geweiht.
In der Mitte des Chores befindet sich das Grabmal von Catherine van Bourbon, Herzogin von Geldern († 1469). Sie verließ einen Teil ihrer Hauptstadt, um die Stevenskerk zu einer Stiftskirche zu machen. Zur Zeit der Katholiken war die Kirche in leuchtenden Farben bemalt und voller Heiligenstatuen. Der Bildersturm im Jahr 1580 und die Übernahme der Kirche durch die Protestanten im Jahr 1591 verliehen dem Innenraum ein völlig anderes Aussehen. Die Kirche wurde geleert und weiß getüncht. Viele Kunstschätze und Reliquien sind in dieser Zeit verschwunden, wie zum Beispiel der Arm des Heiligen Stephanus. Bei dem Bombenangriff im Februar 1944 wurde die Kirche schwer beschädigt. Die Restaurierung dauerte 25 Jahre.
Ganz in der Nähe gibt es tolle Gebäude zu bestaunen, die noch aus alter Zeit stammen. Das Bild zeigt das Restaurant De Waagh in Nijmegen.
Anschliessend spazierten wir noch ans Ufer der Waal.
Schliesslich gelangten wir mit dem ÖV wieder zurück nach Plasmolen und verköstigten uns auf dem Schiff mit rassigen Spaghettis. Dazu gab’s einen Schluck Rosé (der jedoch in mehrere unterteilt wurde).