Bei der Einfahrt zum Hafen gibt es eine Brücke, die etwa 5.30 m hoch ist. Auf der Gewässerkarte ist sie mit 6 m angegeben, was eigentlich ausreichen sollte. Unser Schiff mit aufgerichtetem Masten ist etwa 5.90 m hoch. Bevor ich den Masten ablegte, um ihn bei der Durchfahrt nicht zu beschädigen, habe ich den Stecker zum Ankerlicht herausgezogen. So weit so gut. Im Hafen hatte ich den Masten wieder aufgerichtet, schliesslich müssen die Wimpel im Wind frei flattern können.

Heute Morgen habe ich als Vorbereitung für die Ausfahrt den Masten wieder abgelegt, dabei aber prompt vergessen, dass das Kabel zum Ankerlicht zu kurz ist. Schon habe ich es wieder herausgerissen. Ich dachte, mit dem neuen Stecker sollte es ein leichtes sein, die Drähte neu zu montieren. Weit gefehlt. Ich gab’s auf und so starteten wir mit Verspätung zur ursprünglich geplanten Abfahrtszeit effektiv um 08:58 Uhr. Gemächlich ging es die beiden Seen und den Kanal wieder hinaus in die Maas, wo bald die Verzweigung nach Nijmegen auftauchte. Es gab einige Cargo-Schiff, die uns entgegenfuhren oder uns überholten. Das letzte kurz vor der Schleuse Weurt hiess Lilly mit Heimathafen Bremen. Der Kapitän musste warten und so konnten wir ihn aufholen und mit ihm talwärts schleusen.

Nach der Schleuse sahen wir sofort, dass wir mit weniger Wasser rechnen mussten. Die Revierzentrale funkte und wies uns an, immer auf der Steuerbordseite zu bleiben. Die Sportbootstrecken, die bei normalen Verhältnissen den Berufsverkehr von den Sportbootsverkehr entflechtet, waren allesamt aufgehoben. Der Zupf in Nijmegen war gross. Wir erreichten in den den Aussenseiten der Flusskurven gerade 5 bis 6 km / h, in den Innenseiten gab es 2 km / h mehr.

An der Quaimauer in Njimegen hatten 8 Flusskreuzfahrtschiffe im Doppelpack festgemacht.

Die Frachtschiffe auf der Waal hatten, je nach Bauweise und Art der transportierten Güter, weniger geladen, als normal. Das war den tiefen Wasserständen geschuldet. Die Fahrrinne wurden ebenfalls schmaler, was beim Navigieren die volle Konzentration erforderte. Die Bunen auf der Steuerbordseite waren eine zusätzliche Herausforderung, da sie starken Sog und Strömungen entwickeln.

Überholmanöver wie bei normalen Bedingungen konnten wir weniger beobachten. Der Grund liegt wohl auch in den schmäleren Fahrrinnen, die maximal drei Frachtschiffe gleichzeitig erlauben.

An den Ufern war das Wassermanko deutlich zu erkennen. Ich schätze, dass in Millingen der Wasserstand 1 m unter dem normalen liegt.

Die Ufer säumten Sandstrände, man hätte meinen können, man cruise an Stränden des Mittelmeers entlang..

Das kann einen Seemann nicht erschüttern, keine Angst, keine Angst, Rosemarie„, das Lied kam mir in den Sinn, anbetracht der angetroffenen Verhältnisse.

Kohle wird auf dem Rhein noch oft transportiert. Mit zwei Leichtern konnte der Frachtführer sein Schiff doch noch anständig beladen.

Wir erreichten schliesslich Millingen aan de Rhijn, wo der Pannerdensch Kanaal abzweigt. 

Links sehen wir den Rhein, der in die Waal übergeht und rechts den vorerwähnten Kanaal.

Auch der Kanaal verfügt über ähnlich wenig Wasser. Da er wesentlich schmaler ist, als der Rhein, hat man die Markierungen der Fahrrinnen entfernt und auf die Gefahr von Steinen an den Uferböschungen aufmerksam gemacht. Der Frachter vorne rechts im Bild liess ich überholen. Er fuhr mit stark vermindertet Geschwindigkeit. Ich dachte, wo der durchkommt, schaffen wir das auch. So fuhren wir ihm bis zum Abzweiger in den Zielhafen von Rheden in sicherem Abstand hinterher. Es gab zudem diverse Engstellen, wo kreuzen verboten ist. Dort konnten wir im „Schlepptau“ quasi mitreiten.

Wir erreichten unser Ziel um ca. 16:15 Uhr. Wir fuhren mit den Fahrrädern ins Städtchen und kauften noch einige Lebensmittel ein. Zurück auf dem Schiff reparierte ich das defekte Stromkabel zum Ankerlicht. Es funktioniert wieder.