Heute morgen wollten wir frühzeitig wegfahren, da für Nachmittag starke Winde angesagt waren und wir doch 48 km zurücklegen wollten. Deshalb fuhren wir früher als gewöhnlich los. Der Morgen war kühl, versprach aber schönes Wetter.
Robert fuhr mit der Highlander zuerst los. Wir konnten kurz danach ebenfalls ablegen und fuhren schliesslich zu dritt Richtung Venlo. Das Schiff, das gestern unsern Platz belegte, fuhr ebenfalls los.
Schon bald näherten wir uns der Sluis Blefeld. Ich meldete uns an. Bald schon öffneten die Schleuse die Tore und zwei Sportboote fuhren heraus. Die Ampeln wechselten auf grün, wir fuhren ein und Brigitte fierte die Taranaki an der linken Schleusenwand ziemlich vorne. Robert fuhr mit seiner Highlander direkt hinter uns und machte fest. Er benutzte die Gelegenheit, sich einen Kaffee zu machen. Das macht er alles im Alleingang. Schliesslich waren wir zu sechst in der Schleuse, die Tore wurden geschlossen und wir schleusten talwärts.
Anschliessend beobachteten wir, was wir immer nach einer Schleuse feststellen konnten. Jedes unserer Nachbarboote versuchte, einen Hick schneller zu sein, als die anderen. Auf den ersten Metern nach der Schleuse gabe es ein Wettrennen, als ob bald kein Wasser mehr die Maas hinunterfliessen würde. Unglaubliche Überholmanöver, trotz Engnis und Gegenverkehr mit Frachtern erlauben sich einige Skipper teilweise kriminelle Manöver.
Dabei gilt vor und nach der Schleuse bis zur Tafel „Ende des Verbots“ ein Überholverbot. Diese Tafel ist ein gutes Stück weg von der Schleuse, was die Hobby-Skipper aber nicht schert. Schnell vorwärtskommen steht an erster Stelle, es könnte ja sein, dass am Ziel ein Anlegeplatz weniger zur Auswahl steht.
Gemütlich und die Maas mit der schönen Landschaft geniessend fuhren wir weiter. Durch die Sperrung des Juliana-Kanaals sind auf der Maas unterhalb Maasbracht noch immer einige Sportboote unterwegs, aber auch Frachter bekamen wir ein paar zu Gesicht. Wenn dann in Kurven zwei Frachter mit Containern einander kreuzen, dann ist schon mal eine Reduktion der Fahrgeschwindigkeit angesagt. Schliesslich sind die Frachtführer Berufsleute, für die Zeit Geld bedeutet.
Wir fuhren vorbei am Stadthaven Venlo, wo einer Überholer einbog. Der Hafen war wenig besetzt, die Eile wäre deshalb gar nicht nötig gewesen.
Die Quaimauer ist inzwischen fertiggestellt. Wir haben uns schon früher gefragt, was dort konkret entstehen soll und letztes Jahr haben wir dort ein Flusskreuzfahrtschiff angelegt gesehen. Venlo will damit auch Gäste von Flusskreuzfahrtschiffen eine Anlegemöglichkeit bieten. Ein restauriertet Ladekran erinnert an die Zeiten, wo hier auch Fracht umgeladen wurde.
Normalerweise setzen beladene Frachter, die zu Berg fahren, die blaue Tafel mit dem Funkel. Das bedeutet, dass sie die kürzeste Strecke fahren, um Treibstoff zu sparen. Heute beobachteten wir einen leeren Frachter, der ebenfalls die blaue Tafel gesetzt hatte. Sofort fuhr ich deutlich einen Kurs ans Backbord-Ufer, so dass wir uns Steuerbord – Steuerbord kreuzen konnten. Obschon Robert den Frachter noch nicht sehen konnte, deutete er mein Manöver sofort korrekt und fuhr ebenfalls ans Backbord-Ufer. Der Schiffsführer bedankte sich mit einem Gruss.
Eng wurde es, als in einer Kurve zwei breite Frachter mit Containern kreuzen wollten. Wir fuhren langsamer, so dass die beiden genügend Platz hatten, ihre Manöver zu fahren. Der vordere wir gleich mit dem Heck einlenken und auf unsere Seite hinüberziehen, damit er durch die Kurve gleiten kann.
Bemerkenswert ist der tote Winkel, den der Frachtführer und insbesondere entgegenkommende Sportboote beachten müssen. Trotz der hochgehievten Brücke sieht der Frachtführer von blossem Auge nicht genau, was vor seinem Bug und viele Meter davor passiert. Er verfügt allerdings über Kameras und Radar, womit er in Fahrt unterstützt wird.
Unterwegs trifft man auch Passagierschiffe, hier ein typischer Vertreter mit Mietvelos an Bord. So können Gäste einen Teil der Fahrt auch mit den Fahrrädern zurücklegen, je nach Lust und Laune.
Das Ziel im Leukermeer ist uns bestens bekannt. Es gibt allerdings eine Neuerung, die wir schon bei früheren Fahrten beobachten konnten. Auf der Steuerbordseite wird intensiv Sand abgebaut. Damit verbunden ist eine Streckenänderung, um ins Leukermeer zu gelangen. Diese beginnt bei Kilometer 138 und führt durch einen See vorbei an riesigen Sandbänken. Die Fahrrinne ist mit grünen und roten Tonnen angezeigt. Dort wurde bis 9 Meter Sand ausgebaggert. Der Wind hatte stark zugelegt und blies mit 4 bis 5 Beaufort.
Neben dem Baggerschiff, es ist eigentlich eine gewaltige Industrieanlage, tauchte auf einmal ein Frachter auf, dem wir zusätzlich ausweichen mussten. Wir fuhren zwischen dem „Sandschürfer“ und dem Frachter hindurch und befanden uns dann plötzlich wieder auf der alten Strecke zu unserem geplanten Hafen.
Wir hatten Glück: Es gab just zwei freie Plätze am Passantensteg, so dass wir mit der Taranaki anlegen konnten. Es gab am Steg mehrere Helfer, da der Wind auch im Hafen anständig blies. Wir konnten dann auch Robert helfen, die Highlander problemlos am Steg anzulegen.
Für morgen sind noch stärkere Winde angesagt. Da uns der Hafen mitsamt der Umgebung sehr gut gefällt, werden wir bis Samstag hier bleiben.