Wessem – Maastricht – Wessem

 

Am 22. Juni 2020 hatten wir noch die Joy vollgetankt. Dabei schluckten die beiden Tanks 367.28 Liter Diesel.

Nun geht’s erstmals auf grosse Fahrt. Der erste Törn sollte uns nach Maastricht führen, wo wir zwei Nächte im Stadthafen verweilen wollten. Mit von der Partie mein Bruder Robert mit der Highlander und Ferdinand, der mir auf der Joy beim Schleusen half.

Schleuse in Maasbracht

Nachdem wir die Joy ordnungsgemäss an den Poller angelegt haben (das Tau wird von Ferdinand gefiert), hatte ich Gelegenheit, Rober mit der Highlander zu fotografieren.

Die Highlander, festgemacht in der Maasbracht-Schleuse.

Nach einer weiteren Schleuse (Buchten) fuhren wir den Julianakanal hoch bis nach Maastricht.

Am Juliana-Kanal begegnen wir echt grossen Cargo-Schiffen

Dort gibt es eine weitere Schleuse in den Stadthafen, für die allerdings der Mast und sicherheitshalber das Verdeck auf Achterdeck abgelegt werden mussten. Nach der Schleuse gibt es einen kleinen Tunnel, der mit hohen Aufbauten nichts anfangen kann.

Beide Schiffe warten aneinandergebunden auf die Schleusenwärterin, genügend Zeit für einen gemütlichen Schwatz

Anschliessend kommt die romantische Schleuse, die neben Ringen noch über Taue verfügt, bevor es in den Stadthafen geht.

Steuerbord voraus das vorher erwähnte Tau

Anschliessend werden die beiden Schwesterschiffe prominent vor den schönen Restaurants im Hafen vertäut. Sie sehen nicht nur gut aus, man isst auch vorzüglich.

Die Highlander und die Joy geniessen den Abend im Stadthafen von Maastricht …

… und wir freuen uns auf ein feines Nachtessen

Wegen der Corona-Pandemie erteilte die Hafenmeisterin folgende Instruktionen: Eine Bucht mit zwei Schiffen, die nächste muss leer bleiben, dann wieder eine Bucht mit zwei Schiffen. Jaja, Schiffe können sich auch anstecken!

Der nächste Tag war Maastricht gewidmet. Wir besuchten die Stadt, die Einiges zu bieten hat. Am Abend wollten wir noch ein saures Bier trinken, das „Apri-Gose in de Hose“ hiess. Leider war es bereits ausverkauft und die Kellnerin empfahl uns ein anderes Sauerbier. Sauer war’s und Robert meinte „Moser Gody’s Robert trinkt alls“, was soviel heisst, zum ersten und zum letzten Mal.

Am letzten Tag unseres Törns wollte uns Robert die Schleusen von Lanaye zeigen. Das sind echt mächtige Dinger, wobei die Berufsschiffer nach der Schleusenausfahrt ihre Cargos um rund 330 ° in den Koning-Albert-Kanaal umwerfen. Eindrücklich, wie folgende Bilder zeigen.

Die Nebenschleusen sind zurzeit ausser Betrieb

Sand und Kies – ein häufiges Transportgut in den Niederlanden

Die Schleusen verfügen über bequeme Schwimmpoller, damit haben auch Freizeit-Skipper wie ich kein Problem

Hier ein Schub-Cargo die Schleuse Lanaye verlassend …

… dann der Schwenk um 330 °! Beeindruckend!

Nun ging’s an die Heimfahrt. Gemütlich und geruhsam, wie die Bilder belegen.

Ferdinand am Steuer der Joy

Dann folgte auf dem ersten Törn ein unerwartetes Ereignis. Plötzlich ertönte auf der Joy die Sirene und Öl und Temperaturanzeige zeigten, dass etwas nicht mehr stimmte. Und das mitten auf dem Juliana-Kanal, der nicht besonders breit und voller Verkehr war. Ich telefonierte Robert, der unverzüglich wendete und uns zu Hilfe eilte. Parallel stoppte ich den Motor, weil ich die Temperaturanzeige auf ca. 90 °C geklettert war.

Ich öffnete sämtliche Fenster und die Luken zum Motor, damit er auskühlen konnte.

Ursachensuche für die hohe Motortemperatur …?

Ich fand die Ursache relativ schnell. Im Filter vom Primärkreislauf befand sich kein Wasser mehr, weshalb das Kühlsystem vom Sekundärkreislauf nicht mehr richtig kühlen konnte. Das fehlende Wasser konnte nur auf einen Defekt des Impellers oder ein verstopftes Ansaugrohr hindeuten. Der Filter war nämlich nicht verdreckt, ich hatte ihn vor dem Törn noch gereinigt. Mit einem Metallmeter konnte ich die Verstopfung im Ansaugrohr lokalisieren und mit vorsichtigen Stössen lösen.

Inzwischen haben Robert und Ferdinand die Joy an die Highländer gelegt, so dass Robert die Joy abschleppen konnte. Wir mussten den Kanal möglichst für die Berufsschiffer freihalten und fuhren deshalb in langsamer Fahrt (angetrieben durch die Highlander) rund 13 Kilometer zur Schleuse von Buchten.

Dort legte er an den Steg für die Freizeitschiffer (mit zwei Schiffen, davon eines manöverierunfähig keine leichte Sache), wo wir beide Schiffe vertäuten.

Der Motor war in der Zwischenzeit auf 40 °C abgekühlt, so dass ich einen Neustart wagen konnte. Der Motor sprang wie gewünscht wieder an und der Filter vom Primärkreislauf füllte sich mit Wasser. Die Kühlung funktioniert wieder und seither auf allen Fahrten einwandfrei.

So etwas kann passieren, wenn so ein Ereignis auch selten vorkommt. Wichtig erscheint mir, dass ein Skipper trotz der Situation ruhig bleibt und nicht die Nerven verliert. Glücklich war auch, dass Robert mit der Highlander in der Nähe war und mir helfen konnte. Sonst hätte ich mit an die Berufsschiffer gewendet und mich durch sie abschleppen lassen.

Ende gut, alles gut, die Joy wird ihrem Namen auf jeden Fall gerecht!

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