Heute Morgen brachte uns die Hafenmeisterin Brötchen bis ans Schiff. Welch toller Service! Sie meinte, da ein Kollege sowieso ins Dorf fahren wollte, habe er gefragt, ob wir Brötchen wünschten.

Wir verliessen den tollen Wittinger Sportboothafen um 8:00 Uhr. Nachdem ich gestern bis an die Kade vorgeholt hatte, musste ich dem Steg entlang zurückfahren, wenden und wieder in den Elbe-Seitenkanal einbiegen.

Bald einmal erreichten wir die Uelzen Schleuse. Wir wurden vom Schleusenwart angewiesen, am Anlegesteg für Sportboote zu warten.

Als der bergwärts schleusende Tanker aus der Kammer fuhr, senkte sich der Wasserspiegel um etwa 10 cm. Das genügte, um unsere Taranaki fest am Quai zu fixieren. Wir konnten so das Tau nicht mehr lösen. Deshalb drückten wir die Fender in die Zwischenräume der Spuntwand, so dass sich der Abstand zur Wand verringerte und wir die Taue lösen konnten.

Dann fuhren wir in die Schleusenkammer ein. Brigitte freute sich, hatte es doch Schwimmpoller, an dem wir die Taranaki festmachten. Das Schleusentor schloss sich und wir schleusten talwärts.

Da der Schwimmpoller mit einer Latenz reagierte, hing die Taranaki plötzlich am Tau. Es war so eingeklemmt, dass ich erstmals mein Matrosenmesser einsetzen musste. Aber für solche Fälle hat man es ja. Mit dem Schleuserhaken an der Leiter konnte ich das Schiff halten und Brigitte hatte Zeit, ein neues Tau um den Poller zu legen. Die Lehre aus diesem Vorfall: Bis der Schwimmpoller auf das Absinken des Wassers reagiert, wird ausschliesslich gefiert. Erst wenn das der Fall ist, wird frühestens angebunden.

Die Schleuse Uelzen, offiziell Schleusengruppe Uelzen, ist eine Doppelschleusenanlage am Elbe-Seitenkanal. Während des achtjährigen Baus des 115 km langen Kanals wurde auch das Abstiegsbauwerk für die anstehende Wasserspiegeldifferenz von 23 Meter errichtet.

Ab 1976 stand zunächst nur eine Schleusenkammer zur Verfügung, die 2006 um Kammer II ergänzt wurde. Damit stehen der Schifffahrt zwei unabhängig voneinander zu nutzende Schleusen zur Verfügung. Beide Schleusen sind in der Lage, Schubverbände mit zwei Leichtern oder übergrosse Motorgüterschiffe durchzuschleusen.

Neben der Schleuse sind Auffangbecken installiert, damit nicht der ganze Inhalt der Schleusenkammer ins Unterwasser der Schleuse verloren geht.

Schliesslich konnten wir aus der Kammer ausfahren, wo schon das nächste Frachtschiff wartete.

Nach einiger Zeit im Kanal nach der Schleuse trafen wir unterwegs ein Frachtschiff, das den gleichen Namen trägt, wie mein Bruder.

Durch schöne Landschaften ging es weiter. Auf dem Damm neben dem Kanal wanderten viele Gruppen, die den Vatertag feierten. Dabei fliesst jede Menge Alkohol.

Unterwegs sieht man immer wieder Tiere, wie hier diesen Hasen.

Schliesslich gelangten wir zum imposanten Schiffshebewerk Lüneburg – Scharnebeck. Peter Morgenthaler hatte uns angemeldet inklusive unserer Schiffsdaten (Länge und Breite). Die Linna und die Taranaki konnten hinter einem Leichter in die Wanne einfahren und parallel hinten festmachen. Peter musste mit Zattera warten, bis er den „Lift“ ebenfalls benutzen konnte.

Das Schiffshebewerk Scharnebeck (bei Lüneburg) gehört zur nördlichen der beiden Kanalstufen der Bundeswasserstrasse Elbe-Seitenkanal, für den seit 2020 das Wasserstrassen- und Schifffahrtsamt Mittellandkanal / Elbe-Seitenkanal zuständig ist. Der Elbe-Seitenkanal verbindet die Elbe bei Artlenburg mit dem Mittellandkanal bei Edesbüttel westlich von Wolfsburg. Das Hebewerk wurde 1974 als damals weltgrösstes am Fuss des Geestrandes zur Elbmarsch in Scharnebeck, nordöstlich von Lüneburg und neun Kilometer südlich der Elbe, gebaut. Das erste Schiff passierte das Schiffshebewerk mit der Teilfreigabe des Kanals zwischen der Elbe und dem Hafen Lüneburg am 5. Dezember 1975.

Das Bauwerk ist imposant, hier einige Daten:

          • Bauart: Doppelsenkrechthebewerk mit Gegengewichten und zwei unabhängig voneinander arbeitenden Trögen in je vier Führungstürme
          • Baukosten: 190 Millionen DM (nach Nachrüstung)
          • Fallhöhe: maximal 38 m (abhängig vom Wasserstand der Elbe)
          • Trogabmessungen: Nutzlänge/Nutzbreite/Drempeltiefe 100 m / 11,8 m / 3,38 m (tatsächliche Länge zwischen den Toren = 105,6 m)
          • Gesamtgewicht des mit Wasser gefüllten Troges: 5.800 t
          • Gesamtgewicht der bewegten Teile eines Troges (einschl. Wasser): circa 11.800 t
          • Gewicht einer Gegengewichtsscheibe aus Schwerbeton (224 Stück pro Trog): circa 26,5 t (Gesamtes Gegengewicht 5.936 t pro Trog)
          • Dicke der 240 Stahlseile je Trog: 54 mm
          • Antrieb eines Troges: Vier Elektromotore mit jeweils 160 kW
          • Dauer eines Hebe-/Senkvorgangs: 3 Minuten
          • Dauer einer Durchfahrt (inklusive Ein- und Ausfahrt): 15–20 Minuten
          • Leistung des Pumpwerks zur Wasserversorgung des Kanals aus der Elbe: 6,75 m³/s

Am Ende erreichten wir den Hafen von Artlenburg, kurz nachdem wir den Elbe-Seitenkanal verlassen und in die Elbe eingebogen waren. Der Zugang zum Hafen ist beeindruckend nah am Ufer. Wer den Tonnen nicht glaubt, macht Bekanntschaft mit einer Sandbank.

Schliesslich machten die Linna und die Taranaki um 16:55 Uhr im Seglerhafen fest.

Bald erreichte uns auch die Zattera und so konnten wir auf der Taranaki das Ankerbier geniessen. Das Wetter war etwas unfreundlich geworden und so gab die gezwungene Wärme soviel Energie, dass wir diese durch Lüften wieder reduzieren mussten.

Das Abendessen nahmen wir im Griechenrestaurant Sparta ein. Es gab viel auf den Teller und schmeckte gut.