Der Jachthaven Neptunus ist ein Seehafen, das heisst, dass die Schiffe dort Ebbe und Flut erleben. Damit wir bergwärts nicht gegen die abfliessenden Fluten ankämpfen müssen, war es sehr empfehlenswert, mit steigendem Wasser zu fahren. Dabei hat Peter Morgenthaler den Abfahrtszeitpunkt noch mit der Hafenmeisterin verifiziert. Weiter ist zu berücksichtigen, dass die Seeschleuse in Leer dreimal täglich schleust. Mit der steigenden Flut und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 16 km / h sollten wir rechtzeitig zur Schleusung um 14:00 Uhr bei der Seeschleuse in Leer eintreffen.

Wir legten um 10:57 Uhr ab – das Bugstrahlruder funktionierte wieder, das Reinigen der Kontakte hatte genützt – und fuhren zuerst aus dem Hafen und dem geschützten Zeehavenkanaal entlang, bevor wir in den Dollard (deutsch = Dollart) einmündeten und bei einströmendem Wasser zuerst die Bucht zur Fahrrinne queren mussten.

Wir fuhren dort mit ca. 15 km / h und einer durch die Strömung und dem Wind starken Abdrift, die wir beim Eindrehen in die Fahrrinne berücksichtigen mussten. Erstaunlich, wie schnell die grün-rot-grüne Tonne uns entgegenkam, obschon wir wegen der Abdrift beim Navigieren eine Reserve einplanten.

Wie stark die Strömung bergwärts stösst, lässt sich an der grünen Tonne ablesen, die die Fahrrinne bergwärts auf Steuerbord begrenzt.

Unterwegs kam uns nur ein einziges Hochseeschiff in Fahrt entgegen. Ich vermute, dass es sich um ein Schiff handelt, das den Grund absaugt, um die Fahrrinne zu vertiefen.

Nach dem Abbiegen mit allgemeiner Richtung Süden beobachteten wir ein Hybrid-Schiff, das auf Autotransporte spezialisiert ist. Das Schiff ist zur Zeit immer noch in Emden vertäut. Es wurde 2023 gebaut, ist 199 m lang und 39 m breit.

Bald erreichten wir das bekannte Emser Sperrwerk, das das nachgelagerte Land vor Springfluten schützen soll. In Delfzijl hatten wir zwei Markierungen von Hochwassern gesehen (1962 und 2022), die mit Sicherheit grosse Schäden verursachten. Gegen solche Ereignisse schützen Sperrwerke.

Mit rund 16 km / h fuhren bergwärts.

Wir erreichen nach ungefährt 2 3/4 Stunden die Einmündung zur Leda, die uns an die Seeschleuse von Leer brachte. Ich konnte es kaum glauben, wir erreichten die Schleuse um ca. 13:58 Uhr, zwei Minuten vor der geplanten Schleusung. Das Schleusentor wurde weggezogen und wir konnten einfahren.

In Leer gibt es einen Museumshafen mit teilweise ganz tollen Exemplaren.

Ein ganz besonderes Schiff ist der Schlepper „Keerlke“. Die Schlepper wurden vornehmlich in den Niederlanden gebaut und erlaubten den Besitzern nicht motorsierbarer Flachbodenboote, mit der motorisierbaren Konkurrenz gleichzuziehen. Diese hatte nämlich den Vorteil, auch bei Flaute fahren zu können.

Nach der Schleuse fuhren wir zum Liegeplatz. Der vom Hafenmeister zuerst angebotene war ungeeignet und beim zweiten unmittelbar nach der Nessebrücke wollten wir zuerst die Zattera anlegen lassen, die Linna im „Päckli“ an die Zattera festmachen und wir hinter der Zattera eindampfen. Es wäre sehr knapp geworden, aber vielleicht machbar gewesen.

So machten wir sicherheitshalberein Dreier-Päckli.

Wir entschlossen uns nach einem ersten Bummel durch das Städtchen im Pier 23 essen zu gehen. Sehr empfehlenswert, einerseits, was die Bedienung anbelangt, aber insbesondere auch das Essen.

Der Fisch auf dem Teller heisst „Knurrhahn“ und ist eine wahre Delikatesse. Kann ich nur empfehlen.