Heute morgen wollten wir frühzeitig wegfahren. Da ich noch auftanken wollte, verzögerte sich unsere Abreise doch etwas. Beim Tanken hatte ich berechnet, dass wohl etwa 280 Liter Platz hätten, was für jeden Tank 140 Liter ausmacht. Ich schaffte bei beiden Tanks exakt 140 Liter zu je € 1.95.

Zuerst fuhren wir kurz die Amer bergwärts und bogen auf Steuerbord in den Amertak ein. Der Kanal ist gesäumt von schönen Alleen. Bald einmal trennt sich der Kanal und wir warteten nur kurz vor der Schleuse. Die Schleusentore öffneten sich für ein herausfahrendes Sportboot und darauf konnten ein kleines Schiff und wir einfahren.

Nach der Schleuse befuhren wir den Markkanaal. Es war nicht mehr so heiss wie gestern und wir genossen ein erfrischendes Lüftchen. Der Kanaal war bald einmal auch fertig und wir bogen wiederum auf Steuerbord in die Mark. Der Fluss ist beidseitig gesäumt von Schilfgürteln. Er ist nicht so tief, trotzdem können hier Frachter fahren.

Auf der Mark gibt es die Markspoorbrug Zevenbergen. Diese Eisenbahnbrücke ist drehbar. Normalerweise sind die Durchfahrtszeiten auf xx:13 bis xx:16 Uhr beschränkt. Bevor wir an einem etwas veralteten Steg festmachten, wir waren etwa um 10 vor der vollen Stunde dort, telefonierte Brigitte mit der zuständigen Stelle. Diese versprach, die Brücke für uns aufzumachen. Welch ein Glück, wir konnten ohne Verzögerung passieren.

Einige Kilometer weiter passierten wir eine Baustelle, was wir aus der Gewässerkarte bereits wussten. Dort wurde das Flussbett vertieft. Ein Bagger grub den Schlammuntergrund heraus und deponierte ihn in einen seitlich angelegten Frachter. Dieser Schlamm wird in aller Regel aufs Meer hinaus gefahren und dort versenkt.

Der Wind hatte etwas zugelegt und wir näherten uns dem letzten Hindernis: Die Prinslandsebrug ist eine Hebebrücke kurz vor unserem Zielhafen. Brigitte meldete sich über Funk und der zuständige Mann versprach die Brücke zu heben. Das geschah wiederum prompt und wir konnten in den Hafen einfahren.

Es gibt dort drei Häfen und wir entschieden uns für den Jachthaven Waterkant. Er wurde bereits einschlägig empfohlen und die Empfehlung stimmt mit unserer Bewertung überein. Die Hafenmeisterin ist sehr freundlich, die Toiletten und Duschen in einwandfreiem Zustand. Wir wollen die nächsten fünf Nächte hier bleiben und von hier aus ausgedehnte Fahrradtouren in die Naturschutzgebiete und die nähere Umgebung unternehmen. Alle drei Häfen sind im Süsswasser, weil zum Meer hin noch zwei Schleusen zu überwinden wären.

Gegen Abend machten Brigitte und ich noch einen Spaziergang zur Schleuse. Diese war aber nicht frei zugänglich und so gingen wir noch etwas weiter und entdeckten eine reich verzierte Kapelle auf einem Schiff. Ein Niederländer kam auf uns zu und fragte, ob wir die Gregorianisch Orthodoxe Kapelle besichtigen möchten. Er fragte dann eine Ordensschwester, ob wir das dürften und diese ermächtigte ihn, uns die Kapelle zu zeigen. Er hatte daran mitgearbeitet und auch einige Bilder dazu beigesteuert. Dazu gekommen sei er, weil er viele Jahre in Georgien gearbeitet habe und auch Georgisch spreche. Er wollte wissen, woher wir kämen und erzählte dann, dass er oft in Bönigen gewesen sei. Diese Gegend gefalle im besonders gut.

Das Schiff mit der Kapelle ist das einzige Gotteshaus der Georgischen Kultusgemeinde in Europa. Deshalb kämen viele Gläubige aus Frankreich, Belgien, Deutschland und der Niederlande in diese Schiffskapelle. Das Schiff sei zudem seetüchtig und er werde mitreisen, wenn es andere Länder besuchen werde.

Ein Heiliger der Georgisch Orthodoxen Kirche ist der Sankt Nikolaus. Von ihm gibt es auch Bilder in der Kapelle. Dass der heilige Nikolaus die Seefahrer beschützt, hat eine lange Geschichte. Nikolaus war im 1. Jahrhundert der Bischof von Myra und ist uns heute vor allem wegen seines Todestages, dem 6. Dezember, bekannt. Der heilige Nikolaus soll einige Wunder vollbracht haben. Eines davon macht ihn zum Schutzpatron der Seefahrt. Als Seeleute in einem Sturm in Seenot geraten, kommt ihnen ein Unbekannter zu Hilfe. Er lenkt das Schiff aus dem Unwetter in den sicheren Hafen von Myra. Die Seefahrer erkennen später in der Kirche von Myra den Bischof Nikolaus wieder und deuten ihn als ihren Retter. Seitdem gilt der heilige Nikolaus als Schutzpatron der Seefahrer. Auch heute sind viele Kirchen in Hafen- und Hansestädten nach ihm benannt.

Wir haben hier im Internet eine Reportage gefunden, die von einem schwimmenden Kloster spricht. Mehr darüber findet ihr auf folgender Seite.

 

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