Heute morgen fuhren wir um ca. halb zehn in Maasdriel los. Wir hatten dort noch die Malu unserer Bekannten vom Schleusenverein angelegt gesehen, die Besitzer waren aber abwesend.
Die Fahrt war gemütlich, kurz bevor wir in die Maas einbogen, gewahrten wir auf dem Kartenplotter noch den Schlepper Anna, den wir gestern schon gesehen und im Blog abgebildert hatten.
Die Maas ist hier sehr breit und ein richtiger mäandernder Fluss. Die Ufer sind zum grössten Teil naturbelassen und bieten Uferschwalben, aber auch Eisvögeln ideale Lebensbedingungen.
Viel Verkehr gab es heute nicht. Einige Sportboote wechselten ab mit wenigen Frachtschiffen.
Bei der ersten Schleuse, bei den Prinses Maxima Sluizen, war eine der Kammern in Reparatur. Uns folgte der Frachter „Christina“. Es kamen gerade Sportboote aus der Schleuse und ich fragte die Schleusenverantwortlichen über Funk, ob ich auf den Cargo warten solle. Ich kam zur Antwort, ich könne einfahren und solle auf Steuerbord anlegen. Dann sei das kein Problem.
Die Schleuse ist recht gross und so waren wir insgesamt drei Sportboote und der Cargo, die bergwärts schleusten. Im Oberwasser warteten bereits drei Cargo-Schiffe auf uns, weshalb wir rasch Platz machten. Die Christina liessen wir ebenfalls passieren. Frachtschiffe sind auch beladen schneller als wir und da lassen wir gerne den Vortritt.
Wir näherten uns Maasbommel, wo wir vor zwei Jahren bereits einmal im Watersportcentrum Maasbommel anlegten. Heute fuhren wir daran vorbei, denn unser Ziel war der Nieuwe Haven in Grave der WSV De Stuw. Den ganzen Tag war das Wetter mehrheitlich bedeckt und deshalb eher angenehm kühl. Immer wenn die Sonne durch die Wolken stach, wurde es sofort ziemlich heiss.
Wind gab es beinahe keinen, bis wir in die Hafeneinfahrt fuhren. Dort wären die Manöver ohne Wind wesentlich einfacher gewesen. Wir legten am Längssteg C an, Robert mit der Highlander zuerst, weil daneben ein Hausboot liegt und die Durchfahrt trotzdem gewährleistet sein muss. Die Highlander ist 10 cm weniger breit als die Taranaki. Der Hafenmeister empfahl, Rückwärts anzulegen. Für Robert mit der Highlander bei vorherrschenden böigen Wind ohne Bugstrahlruder schlicht nicht möglich. Auch vorwärts war’s nicht einfach. Helfende Hände aus dem Hafen haben ihn beim Manöver unterstützt.
Mit der Taranaki wendete ich und benutzte am Anfang das Bugstrahlruder. Ich merkte, wie dessen Kräfte deutlich nachliessen (ich denke, dass das Nachwirkungen aus Sloten sind, wo wir beim starken Seitenwind fast nicht aus den Kadekojen rausgekommen sind und die Bugstrahlruder extrem beanspruchen mussten).
Erfahrungsgemäss kann ich beim Rückwärtsfahren mit einem starken Anströmen des Ruders den Bug einigermassen in die richtige Richtung lenken. Ich musste aber mehrmals Anlauf nehmen und mich so Schritt für Schritt an den Anlegesteg hin bewegen.
Zudem durfte der vertäuten Highlander nichts geschehen. Auch bei mir haben helfende Händer den Finish zu einem glücklichen Abschluss gebracht. Nicht zu vergessen meine geliebte Fendermieze, die trotz dem schwierigen Manöver nie die Contenance verlor.
Nach einer Erfrischung in einem Restaurant in Grave machten wir noch einen Spaziergang durchs Städchen. Plötzlich fühlten wir uns beobachtet.
Beim Schlendern entdeckten wir noch weitere architektonische Besonderheiten. Offenbar sind die Wohnungen zweigeteilt und durch einen Balkon verbunden.
Brigitte und ich spazierten noch zur John-S.-Thompson-Brücke (niederländisch John S. Thompsonbrug). Das ist eine Brücke über die Maas zwischen Grave und Nederasselt in den Niederlanden. Sie ist bedeutend für die Strassenverbindung von ’s-Hertogenbosch nach Nijmegen und wurde zwischen 1926 und 1929 errichtet.
Die Brücke war 1944 ein strategisches Ziel der Operation Market Garden. 2004 wurde sie nach Leutnant John S. Thompson (1917–1988) benannt, der sie zusammen mit seiner Gruppe während der Operation im 2. Weltkrieg eingenommen hatte.
Auf der Brücke konnten wir einer Gruppe von Flussseeschwalben zusehen und ihre Flugkünste bewundern.
Der Hafenmeister erzählte uns noch über einen Unfall im Winter 2017. Damals hatte ein slowakischer Kapitän mit einem deutschen Tanker bei Nebel irrtümlicherweise das Wehr bei Grave gerammt. Es schien zunächst nur ein harmloser Schiffsunfall mit etwas Metallschaden zu sein, doch die Kollision wirkte, als ob jemand in der Badewanne den Stöpsel gezogen hätte. Als das Wehr gerammt wurde, ergossen sich grosse Teile des Flusses in Richtung Rotterdam, die Maas lief auf einer Strecke von 28 Kilometern regelrecht leer. Binnen weniger Stunden fiel der Pegel um zwei Meter.
So sah die Maas bei Cuijk aus (etwas flussaufwärts) 1. Der Hafen sei bis auf ein paar Pfützen komplett leergelaufen.
Daraus kann man erahnen, wie wichtig gut gewartete Wehre und Schleusen für die Binnenschifffahrt sind.
1 Quelle