Wir planen jeweils auf der Gewässerkarte eine Tour mit Durchfahrtshöhe 3.40, wechseln dann auf eine Masthöhe von 5.90 m und sehen sofort, ob wir den Mast ablegen müssen oder ob wir freie Fahrt haben.
Anschliessend betrachten wir am Vorabend die Tour im Detail und sehen beispielsweise folgende Bilder:
Links weist das rote Dreieck mit Ausrufezeichen darauf hin, dass dort eine Besonderheit zu beachten ist. Im rechten Bild sehen wir dann die Details dazu.
Es betrifft die Kerkbrugg auf dem Rijn-Schiekanal. Gemäss dieser Anzeige ist die Brücke vom 7.8.23, 07:00 Uhr, bis 11.8.23, 19:00 Uhr gesperrt und ab dem 14.8.23 bis 18.8.23 jeweils zwischen 12:00 Uhr bis 13:00 Uhr, zwischen 19:00 Uhr bis 20:00 Uhr befahrbar.
Deshalb gönnten wir uns und der Taranaki in Delft eine längere Pause. Wahrlich kein schlechter Ort zum Relaxen, ganz im Gegenteil.
Am ersten Tag machten wir einen Ausflug zurück nach Rotterdam, woher wir am Vortag gekommen sind. Auf dem Weg zum Hafen entdeckten wir die Kubus-Häuser, die im Bauwesen alleweil eine Reise wert sind. Die gelben schiefen Häuser benötigen wohl Spezialmöbel, weil man ja wohl kaum den ganzen Haushalt in einer Ecke zusammensuchen will.
Vom Ufer der Nieuwe Maas konnten wir den Verkehr auf dem Wasser gut beobachten. Schon erstaunlich, was sich da alles tummelt.
Am Hafen selber entdeckten wir zwei Typen von Kreuzfahrtschiffen: Jene, die die Meere bereisen (im Bild im Hintergrund) und jede, die auf Flüssen und Seen in Europa unterwegs sind (im Bild im Vordergrund).
Hier noch ein Bild des Kreuzfahrtschiffes Aida, das wir am Vortag bereits aus dem Oberwasser der Schleuse in unserem Rücken gesehen hatten.
Es ist schon gewaltig, wenn man die Dimensionen im Vergleich mit den Wolkenkratzern im Hintergrund betrachtet. Die Aida hat am einzigen Anlegeplatz angelegt, den solche Schiffe in Rotterdam noch anlaufen können. Die Durchfahrtshöhe der nächsten Brücke bergwärts verhindert ein Weiterkommen.
Speziell sind die Wassertaxis in Rotterdam. Sie sind farbmässig alle gleich gekennzeichnet (schwarz mit gelbem Dach). Sie sind immer mit gutem Tempo unterwegs. Sie sind extrem wendig und zeigen das ihren Fahrgästen auch gerne.
Gemütlicher ist der folgende Skipper mit Gästen unterwegs. Deutlich langsamer, dafür sehen die Gäste auch mehr.
Brigitte wollte wissen, ob denn andere Schiffe auch rollen, wenn die Wellen sie quer erwischen. Selbstverständlich ist das ein Ereignis, das jedem Schiff passieren kann. Der Skipper versucht diese zu vermeiden, indem er die Wellen liest und gegensteuert, aber ganz vermeiden lässt sich das nie.
Wir machten zuerst eine Hafenrundfahrt, allerdings nur eine kleine. Die grosse ist nur am Wochenende möglich. Aber schon die kleine zeigt die Dimensionen dieses 10. grössten Hafens der Welt und für Europa und insbesondere der Schweiz wichtigster Meerhafen.
Ab dem Hafen mündet die Nieuwe Maas in gut 30 km ins Meer. Gespannt waren Brigitte, Doris und ich auf den Einblick ins Hafenleben von Rotterdam.
Rotterdam wurde 1940 im Zweiten Weltkrieg durch Bomben stark beschädigt. Der Wiederaufbau wurde grosszügig gestaltet, so dass breite Strassen, Alleen und tolle Parks entstanden. Auf der gegenüberliegenden Seite der Nieuwen Maas gibt es noch eine gut erhaltene Altstadt. Allerdings weicht diese zunehmend Neubauten, die als Antwort auf den grossen Bedarf nach mehr Wohnraum aus dem Boden schiessen.
In der Bildmitte erkennt man das Hotel New York, welches seinerzeit als Ausgangspunkt für Auswanderer nach Amerika diente. Es steht heute als Reichsmonument unter Denkmalschutz.
Unterwegs auf der Hafenrundfahrt begegneten wir der SS Rotterdam, welche heute als Hotel geführt wird. Sie beförderte in der Vergangenheit Post und Fahrgäste in die neue Welt.
Hier ein paar Eindrück von der Rundfahrt resp. aus dem Hafengelände.
Anschliessend besuchten wir das Maritime Museum in Rotterdam. Dort gibt es eine Demo einer Erdölbohrinsel bezüglich Sicherheit. Die Ausstellung ist sehr gut gestaltet und sehr anschaulich. Leider funktionierten unsere Tickets beim Scannen nicht, so dass wir an den interaktiven Schauplätzen nur zuschauend teilnehmen konnten.
Im historischen Hafen gibt es Werkstätten, in denen noch aktiv gearbeitet wird. Besonders gefallen haben uns die Animationen, die für Kinder realisiert wurden. Sie können Kartoffelsäcke mit einem Kranen hochziehen und seitwärts verschieben, sich im Tauwerfen üben usw. Ganz toll sind die vielen Schiffe im historischen Hafen. Mit einigen kann man heute noch kurze Ausflüge unternehmen.
Ein Frachtschiff zeigt zudem die Ausgestaltung der Kapitänswohnung von Binnenschiffen.
Die ersten zwei Bilder zeigen die Räumlichkeiten von Matrosen. Das Bett war so klein, das Matrosen vermutlich nur mit angewinkelten Beinen schlafen konnten.
Am nächsten Tag besuchten wir die Delft Windmill de Roos. Dort wird das Mehl noch mit der Windmühle gemahlen. Unten hat es einen kleinen Laden, in dem Lebensmittel und Souvenirs bester Qualität gekauft werden können. Diesen Laden können wir nur empfehlen.
Anschliessend stiegen wir die 180 Treppentritte der Nieuwen Kerk hinauf. Es handelt sich um eine kreuzförmige protestantische Kirche, erbaut von 1393 bis 1655, mit einer Krypta mit Königsgräbern.
Wir dinnierten am Abend in Delft im Het Konings Huys. Das wunderbare Essen und die freundliche Bedienung haben uns restlos überzeugt.
Nun war die Zeit zum Abschiednehmen gekommen. Am nächsten Tag besuchten wir mit Doris Den Haag. Die Stadt erschien uns im Vergleich zu Rotterdam sehr eng und überfüllt. Wir hatten zusammen auf einer Reise einen schönen Teil der Niederlande erleben dürfen. Wenn das Wetter nicht mitspielte, haben wir viele schöne Städte und Dörfer besichtigen können. Wir freuen uns, wenn sie und Martin uns wieder einmal auf unserer Taranaki besuchen kommen.
Gestern Abend legte noch ein älteres Schiff mangels Alternativen bei uns an. Bevor das Schiff richtig an unserer Seite lag, machte der Skipper den Motor aus. Der Bug lag fast im 90 ° Winkel zu unerem Heck und wir mussten mit Muskelkraft das Schiff am Bug wegschieben und das Heck mit einem Tau heranziehen. Es war eine deutsche Crew und der Sohn erzählte mir, dass die Besitzer das Schiff eben erst gekauft hätten und es bereits nach zwei Stunden nicht mehr fahrbar gewesen sei. Die Treibstoffzuleitung zum Motor habe nicht mehr funktioniert, weshalb jetzt der Motor direkt aus Kanistern seinen Diesel beziehe. Ein abenteuerliches Unterfangen und ich machte mir Sorgen, ob wir am nächsten Morgen „eingeklemmt“ zwischen Steg und dem deutschen Boot wohl losfahren könnten.
Es klappte. Die Crew erhielt Verstärkung in Form des wieder angereisten Sohns und dem Verkäufer, der das Schiff in und auswändig kenne und quasi der Pate des Schiffes sei. Die brachten zudem zwei Fünfliter-Kunststoffkanister gefüllt mit Diesel mit. Damit wollten sie heute noch das Ijsselmeer erreichen. Na dann gute Fahrt!
Wir starteten unsere Reise und mussten viele Brücken passieren. Nur wenige waren hoch genug, so dass wir öfters auf Brückenöffnung warten mussten. Es gab aber auch solche, die nach der Anmeldung der ersten Brücke schön auf rot-grün schalteten, so dass wir praktische ohne Verzögerung vorwärts kamen.
Besonderes Interesse galt der Kerkbrug, wegen welcher das ursprünglich für Doris geplante Reiseziel Katwijk unerreichbar war. Die Brücke war hochgezogen und konnte gestern und heute problemlos passiert werden.
Wir erreichten dann den Jachthaven Katwijk, wo wir im Hafenkantor sehr freundlich und zuvorkommend bedient wurden. Die Infrastruktur ist sauber und zweckmässig. Abfall kann gesondert entsorgt werden (Normaler Abfall, Flaschen, Plastik, Karton). Diese umweltfreundliche Handhabung sieht man selten.
Anschliessend schlenderten wir zum Strand und liessen die Beine und die Seele baumeln. Wir werden mindestens bis Freitag hierbleiben und deshalb auch keine Blogs schreiben.