Heute sollte uns die letzte Etappe wieder in den Hafen vom Comfortparc in Wessem führen. Dabei hatten wir drei Schleusen zu überwinden, wobei es bei allen drei talwärts ging.
Die erste ist die Lanaye-Schleuse und gehört noch zu Belgien. Wir sehen auf dem Bild einen ausfahrenden Berufsschiffer und dahinter zwei Sportboote. Das ist das übliche Prozedere, weil Cargo- und Passagierschiffe gegenüber Sportbooten Vortritt geniessen.
Das Schleusentor im Oberwasser ist ein Schiebetor und wird an Drahtseilen hängend weggezogen, wenn die Schleuse das Wasserniveau des Albert-Kanals erreicht hat. Die rot-grüne Ampel zeigt uns, dass die Schleuse zum talwärts Schleusen vorbereitet wird.
Im Oberwasser ist der Kanal sehr breit und mit einer Strasse erschlossen. Dort heben die Berufsschiffer oft ihre Autos von Bord, damit ein Crew-Mitglied einkaufen geht. Der Berufsschiffer fährt dann weiter und das Auto wird mitsamt dem eingekauften Proviant später unterwegs wieder an Bord genommen. Auf dem Bild sehen wir, dass der Kran zum Abladen eines der drei Autos vorbereitet wurde.
Wir wurden vom Schleusenwärter in die Schleusenkammer 3 eingewiesen, zusammen mit zwei Segelbooten. Nach dem Einfahren wurde die Schleuse geschlossen, dann aber für eine vierte Jacht nochmals geöffnet. Das ist wichtig und sinnvoll, weil möglichst wenig Wasser abgelassen werden soll.
Die Schleuse gehört zu denjenigen mit viel Hub, obschon es in Belgien – genauer in Antwerpen – noch eine Schleuse mit höherem Hub gibt. Brigitte konzentrierte sich darauf, unsere Taranaki gleichmässig am Schwimmpoller zu stabiliseren.
Wir näherten uns anschliessend Maastricht und der St. Servatius-Brücke. Sint Servaasbrug, wie sie auch genannt wird, ist eine gewölbte Rad- und Fußgängerbrücke aus Stein über die Maas. Sie ist nach dem heiligen Servatius, dem ersten Bischof von Maastricht, benannt und wird als die älteste Brücke der Niederlande bezeichnet. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und verbindet den Stadtteil Binnenstad am Westufer mit dem östlichen Teil de Wyck. Die Brücke wurde in den Kriegen teilweise abgerissen, bombardiert und gesprengt, aber im Kern blieb sie erhalten. Am Brückenkopf ist der heilige Servatius zu sehen, der über talwärts fahrende Schifffe wacht resp. den bergwärts fahrenden nachschaut1.
Kurz vor der Brücke wurden wir durch einen kleinen Kerl in weiss beobachtet. Oder suchte er seine Freundin am Westufer? Wir wissen es nicht und fragen können wir ihn auch nicht. Aber der kleine Kerl in Weiss macht das schon mehrere Jahre so.
Es hatte den ganzen Tag geregnet, wieder aufgehört und wieder geregnet, mal intensiv, mal weniger. Endlich sahen wir mal ein Stück blauen Himmel, allemal ein Grund, diesen Lichtblick festzuhalten.
In der Bornschleuse wurden wir zuerst in Schleusenkammer auf Steuerbord zugewiesen. Als der entsprechende Cargo einfuhr, meldete sich der Schleusenwärter nochmals und wies uns an, die Backbordschleuse zu benutzen sowie ganz nach vorne zu fahren, weil noch ein Cargo folge.
Das machten wir und warteten die Einfahrt des Cargos ab. Sobald sich unten die Schleusentore öffneten, machte ich Platz, damit der Berufsschiffer seine Fahrt ohne Verzögerungen fortsetzen konnte. Das letzte Stück des Julianakanals geht mehr oder weniger geradewegs weiter. Der Cargoschiffer von vorhin war bereits in die Schleuse eingefahren und bereit zum talwärts schleusen, als der Schleusenwärter von Maasbracht ihn fragte, ob er bereit sei auf uns zu warten, damit wir mit ihm schleusen konnten. Er war es und so durften wir ohne Verzögerung die Maasbracht-Schleuse passieren.
Kurz nachher erreichten wir unseren Stammplatz im Comfortpark. Die Sonne schien und es wurde richtig heiss. Gegen Abend wechselte das Wetter wieder auf Regen und scheinbar soll das die nächste Woche so weitergehen. Hoffen wir, dass sich die Meteorologen zu unseren Gunsten täuschen.
1 Talwärts bedeutet von der Quelle zur Mündung ins Meer. Der dabei überwundene Höhenunterschied ist unerheblich. Bei der Anmeldung beim Schleusenwärter weiss der durch die Begriffe „talwärts“ resp. „bergwärts“, ob sich das zu schleusende Schiff oberhalb oder unterhalb der Schleuse befindet.