Der Stock Margeriten von Marie-Therese begleitet uns jetzt schon, seit wir auf dem Schiff sind und erfreut sich bester Gesundheit.
Um 7:56 Uhr verliessen wir den Anlegesteg, wendeten die Schiffe und fuhren hinaus in die Ems. Es war ruhig und auf dem Fluss gab es noch keinen Verkehr. Wir wussten, es würde eine lange Fahrt, planten wir doch 78.7 km zurückzulegen. Am Morgen geht noch alles ruhig von der Hand und deshalb putzte Brigitte noch unsere Deckaufbauten.
Bald erreichten wir die Neue Schleuse Bollingerfähr. Bereits kurze Zeit später konnten wir schleusen.
Nach eine Weile später verliessen wir die Ems und bogen in den berühmten Küstenkanal ein, der uns nach Oldenburg bringen wird. Es sollte die radikalste Kurve bleiben an diesem Tag: Der Küstenkanal ist mehrheitlich gerade, abgesehen von ein paar langgezogenen Kurven.
Der Kanal wird links und rechts von Bäumen umsäumt. Ab und zu sahen wir durch die Bäume prachtvolle Liegenschaften mit intensiven Blumenbüschen.
Die grosse Entenfamilie pflügte ebenfalls durchs Wasser. Es gibt wohl wenig natürliche Feinde, dass alle überlebten, oder die Mutter ist sehr erfahren, oder sowohl, als auch.
Unterwegs färbte sich das grüne Wasser immer bräunlicher, ähnlich dem Schwarzwasser in den Niederlanden. Ich vermute, dass das Wasser hier ebenfalls durch den Torf morastig braun eingefärbt wird.
Unterwegs fuhren wir auch an einem Betrieb vorbei, bei dem wir grosse braune Erdhaufen beobachteten. Die Firma warb mit dem Slogan „We let it grow“, weshalb wir auf Torf schlossen, der auf Cargo-Schiffe verladen wurde.
Der Küstenkanal wird gut unterhalten. Das sahen wir einerseits an den neuen Steinen, die über weite Strecken das Ufer schützen. Zudem konnten wir ein Arbeitsschiff beobachten, das gerade daran war, eine Uferböschung mit Steinen zu verstärken.
Es kamen uns nur wenige Frachter entgegen. Auf dem Bild sieht man einen, der in der Mitte des Kanals fährt. Peter muss mit seiner Zattera ziemlich weit nach Steuerbord ausweichen. Warum das? Unter einem fahrenden Schiff bildet sich ein Sog. Das kann jeder beobachten, der mit einem Schiff durch einen Kanal fährt: Am Ufer fällt der Wasserspiegel deutlich, was eben auf diesen Sog zurückzuführen ist. Hinzu kommt, dass der Sog auch vom Grund gegen das Schiff wirkt und es abbremst. Deshalb fahren Schiffe immer in der Mitte der Fahrrinne, weil dort grössere Geschwindigkeiten mit weniger Kraftstoffeinsatz möglich sind.
Schliesslich legten wir vor der Schleuse kurz vor Oldenburg an einem für Flusskreuzfahrtschiffe reservierten Platz an. Derjenige für Sportboote war durch ein Arbeitsschiff besetzt. Wir machten uns etwas Sorge, weil unterhalb der Schleuse beginnt wieder Gezeitengewässer und es herrschte gerade Ebbe. Dann sahen wir, dass sich ein Twerenbold-Schiff, die Excelsior Pearl, der Schleuse näherte und bergwärts schleuste. Wenn die das kann, besteht für uns kein Grund zur Sorge, zumal die Flut wieder eingesetzt hatte.
Am Anlegeplatz hatte sich eine Menge organischer Müll angesammelt. Damit ich den nicht in das Bugstrahlruder kriege, hatte uns Brigitte mit dem Besen vom Anlegeplatz seitwärts abgestossen. Das hat bestens funktioniert!
Schliesslich fuhren wir in einen der zwei Sportboothäfen von Oldenburg ein und machten am Steg fest. Die Uhr zeigte 18:04 Uhr, wir waren also auf die Minute 10 Stunden unterwegs.