Heute sind wir wieder in See gestochen. Wir hatten gestern Robert wieder getroffen und beim gemeinsamen Nachtessen über Geschichten geplaudert, die das Leben schrieb. Auch schiffige Informationen interessierten uns. Durch Reparaturarbeiten am Damm kurz nach der Born-Sluis Richtung Maastricht ist eine Baugrube mit Wasser voll gelaufen. Dieser Zwischenfall wurde durch eine Unterspülung verursacht. Das hat zur Folge, dass der Juliana-Kanaal auf einer bestimmten Strecke trocken gelegt werden muss. Man spricht hier von ca. 6 Monaten, während denen Maastricht nicht mehr über den Juliana-Kanal erreichbar ist (Siehe auch Hinweis Rijkswaterstaat).

Diese Reparaturarbeiten verursachen natürlich für die Frachter Umtriebe und Umwege. Des einen Leid ist des andern Freud: Die Reparaturarbeiten erfordern Schwimmkräne, die nun ihre Infrastruktur für die Reparaturarbeiten einsetzen können.

Robert hat von Erwin Schuller Material mitgebracht, das ich seinerzeit bestellte: Drei grosse Heringe samt schwerem Hammer, mit denen wir unsere Taranaki auch unterwegs in Kanälen ohne Anleger festmachen können. Der defekte Deckel des Seewasserfilters für den Deckwasseranschluss war auch dabei sowie zwei Scheibenwischer für die Frontscheiben beim Salon.

Leider konnten wir den Deckel für den Seefilter nicht einsetzen. Das Gewinde aus Plastik verklemmte und ich konnte deshalb den Deckel nicht verwenden. Wir vertagen diese Arbeit auf den Winter. Ich füllte Öl und Kühlwasser nach und dann fuhren wir los.

Bei der Linne-Schleuse mussten wir etwas warten. Schliesslich kam uns ein Schlepper mit einem Havarie-Schiff aus der Schleuse entgegen. Wir hoffen selbstverständlich, dass der Schaden einfach behoben werden kann.

Gegen Roermond zu passierten wir den Broker, der im Winter den Highlander verkaufen wird.

Die Skyline von Roermond sieht man jeweils schon von weitem. Sie ist nicht nur für Touristen und Kunden des Outlets ein Anziehungspunkt. Der Verkehr mit Sportbooten nahm eindeutig zu. Bei der Roermond-Schleuse beobachteten wir vor uns zwei Schiffe, deren Skipper offenbar wenig Uebung beim Schleusen hatten. Sie hielten sehr grossen Abstand zueinander und fuhren praktisch erst ein, wenn der Vordermann seinen Platz in der grossen Schleuse gefunden hatte. Das Schiff vor uns fuhr so extrem langsam, dass ich mehrmals aufstoppen musste, obschon ich nur im Klick unterwegs war (Klick = Einstellung mit der tiefstmöglichen Drehzahl im Vortrieb).

Schliesslich waren auch die Anfänger so angelegt, dass der Schleusenvorgang starten konnte.

Nach der Schleuse kam schon bald der Abzweiger Richtung Swalmen. Dort gibt es einen sehr schönen Hafen des WSV Ascloa. Brigitte meldete uns an und die berufstätige Hafenmeisterin schickte uns auf Whatsapp die beiden Plätze, wo Robert mit der Highlander und wir mit der Taranaki anlegen konnten. Leider verzögerte sich das Anlegemanöver, weil ein deutsches Schiff den Platz belegte, wo wir hätten hinfahren sollen. Er hatte sich beim Hafenmeister nicht gemeldet und meinte, das habe er noch nie gemacht und er lege hier seit Jahren zweimal jährlich an.

Wir konnten ihm dank Whatsapp belegen, dass er falsch angelegt hatte. Er meldete sich dann bei der Hafenmeisterin und die wies ihm dann einen anderen Platz zu. Er war nicht gerade ein versierter Skipper und ohne unsere Hilfe wäre er wohl kaum vom Anlegeplatz weggekommen. Der starke seitliche Wind erschwerte das Manöver zusätzlich. Mit einem Tau konnte ich ihn dann so abdrehen, dass er wegfahren konnte. Wir halfen ihm dann auch beim Anlegen am neuen Platz.

Nun war der Weg frei, dass auch Robert mit der Highlander anlegen konnte. Ende gut, alles gut, aber leider nicht ganz. Brigitte machte einen Misstritt, fiel hin und verletzte sich am rechten Knöchel. Wir hoffen, dass die Salbe und die kühlende Binde nützen.

Unser Hafen liegt am Ort Asselt. Als Gottfried der Normanne (Wikinger) mit seinen Kriegern verteilt über Hunderte von Schiffen im Jahr 881 über die Maas Asselt erreichte, hatte er mit den Männern auf dem Königshof des Kaisers Karl des Dicken wenig Mühe. Ohne eigene Flotte hatte man mit einem massiven Angriff über die Maas nicht gerechnet. Die Männer aus dem Norden beherrschten verschiedene Bootstypen und waren zu diesem Zeitpunkt in der Geschichte Herr und Meister auf der Nordsee und auf Flüssen wie der Maas. Ihre Langschiffe wurden so gebaut, dass man damit rudern, aber auch segeln konnte. Die Krieger mussten nicht nur kämpfen, sonder auch auf den Schiffen mithelfen. Die Boote waren so gebaut, dass sie während der Fahrt nur einen geringen Tiefgang hatten. Das erlaubte den Normannen per Schiff über grosse, aber auch über kleinere Flüsse komplett in das Herz des fränkischen Reiches vorzudringen. Bevor die kaiserlichen Truppen auf den Angriff reagieren konnten, waren die Männer aus dem Norden oft wieder auf dem Wasserweg verschwunden. Nicht jedoch aus Asselt: Von hier aus unternahmen die Wikinger zahlreiche Überfälle in die weitere Umgebung wie z.B. ins Rheingebiet und in den Weserraum.

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