Wir fuhren heute zeitig los, weil wir nicht wussten, wie lange wir vor den Schleusen warten müssen und weil wir vermuteten, dass der Zielhafen in Huy gut besetzt sein dürfte. Aber alles der Reihe nach.
Wenn wir durch Liège hindurch fahren, entdecken wir immer wieder Erstaunliches. Brigitte fand dieses eingezwängte Haus, welches wohl kaum über Betten im King-Size-Format verfügen dürfte. Die Blocks erdrücken das erstaunlich schmale Haus beinahe.
Dann gibt es moderne Bauten, die an riesige Schiffe erinnern und sich stark von der Umgebung abheben.
Als Skipper konzentriert man sich auf andere Dinge und kann dann erst bei der Durchsicht der Fotos staunen, welche Vielfalt an historischen Elementen wir begegnen. Kurz nach dem Stadthafen von Liège passieren wir den Pont de Fragnée (Engelsbrücke), der von sehr guten Zeiten der Statt Zeugnis abliefert. Hier ein paar Eindrücke dieser wirklich einzigartigen Brücke, die Brigitte festgehalten hat.
Kurze Zeit später sehen wir aber auch verlassene Industrieanlagen, bei denen sich ein Abbruch offenbar nicht lohnte. Hier wachsen Bäume aus den früheren Laufbändern hervor.
Vor der Ivoz-Ramet-Schleuse funkte ich die Schleusenwärter an, ob wir auf den sich nähernden Cargo warten sollten oder sofort einfahren dürfen. Wir könnten einfahren, es habe Platz genug. In der Schleuse wartete bereits ein Sportboot, relativ weit hinten in der Schleuse und ich beschloss, die Taranaki direkt davor zu setzen. Der Cargo Harja fuhr ein und wir konnten bergwärts schleusen. Die breite Kammer mit den Schwimmpollern machte das Schleusen zu einer einfachen Sache.
Wir fuhren aus und der Cargo war wegen der höheren Geschwindigkeit bald nicht mehr zu sehen.
Unterwegs gab es wieder ein wunderschönes Freizeitschiff zu bestaunen, die Camarque.
Im Unterwasser der Écluse d’Ampsin-Neuville konnten wir die fertig gebauten Anlegestellen und die neu verbauten Ufer bestaunen. Das frühere Ufer war durch das Hochwasser im Juli 2021 stark beschädigt worden.
Es gibt nun genügend Anlegestellen und insbesondere in der Ufermauer neu eingelassene Poller für Sportboote. Dort trafen wir einen Bekannten, die Harja, mit dem wir bereits die frühere Schleuse bergwärts schleusten.
Wir mussten noch warten auf zwei Sportboote, die talwärts schleusten und konnten dann einfahren. Die Schleusenanlage hat zwei Schleusenkammern, wovon zurzeit nur die kleinere in Betrieb ist. Die andere wurde abgerissen und wird gegenwärtig durch eine neue Schleuse ersetzt.
Die heute benutzte Schleuse ist eng, so dass neben dem Cargo kein Sportboot Platz findet. Wir konnten aber hinder dem Cargo problemlos einen Platz aussuchen. Ich fuhr Steuerbord an eine Stelle mit Umlegepollern.
Brigitte hätte die Schwimmpoller vorgezogen, die vereinzelt auch in der Schleuse benutzt werden können. Sie hat aber ihre gute Laune dadurch nicht verloren.
Schliesslich näherten wir uns der Stadt Huy. Die Maas wird auch hier von einigen Brücken überquert und wir taten wiederum gut daran, den Kartenplotter auf entgegenkommende oder schneller hinerher fahrende Cargos zu prüfen. Wir wollten ja für die Berufsschiffer kein Hinderniss sein.
Vor einigen Jahren hat ein Helikopter die Luftseilbahn über das Fort buchstäblich vom Himmel geholt. Beim letzten Besuch hinterliess der Wiederaufbau einen traurigen Eindruck. Nicht so bei unserem heutigen Besuch. Sowohl die Talstation, als auch über dem Fort sind deutliche Fortschritte resp. Arbeiten im Gang und sichtbar.
Schliesslich steuerten wir den kleinen, aber feinen Stadthafen an, den Port des Statte, der dem Royal Yacht Club de Huy gehört. Er ist gut ausgestattet mit Toiletten, Duschen und Waschmaschine und Tumbler. Die Capitainerie ist bedient von 17:00 – 19:00 Uhr. Dort gibt es auch die nurmehr selten erhältlichen Gesamtübersichtskarten für Binnenschiffer von ganz Belgien zu kaufen.
Der Club hat freiwillige Helfer und unsere Hafenmeisterin, die auch Brigitte hiess, war sehr freundlich und hilfsbereit. Sie erzählte uns am Abend auch vom Hochwasser im Juli 2021, wo das Wasser einen bis dahin nicht gekannten Höchstand erreichte. Wie das aussah, zeigten die Bilder in einem Ordner in der Capitainerie.
Wir waren schon zeitig angekommen. So machten Brigitte und ich uns mit den Fahrrädern auf Richtung der Mur von Huy. Dieser steile Anstieg mit einer Spitzensteigung von 19 % ist jeweils Schlussanstieg der Flèche Wallone. Wir wussten dank Google, wo diese ungefähr lag, konnten dann aber einer dänischen Velogruppe folgen, die das gleiche Ziel im Sinne hatten. Die gut rund 100 Fahrerinnen und Fahrer machten vor dem Aufstieg eine Verpflegungspause und so konnten Brigitte und ich vor dem Feld mit unseren Klappfahrrädern den Hügel hochklettern. Zwar wurden wir von den Verfolgern eingeholt, kamen aber immer noch deutlich vor dem Gruppetto ins Ziel.
Eine Dänin aus dem Begleittross war dann so freundlich, unseren hart erkämpften Erfolg digital festzuhalten.
Am Abend genossen wir im Restaurant Pampa ein herrliches Abendessen mit einer schönen Flasche Rosé. Es ist ein richtig tolles Restaurant, das bereits um 14:00 Uhr pumpenvoll war. Dort muss man unbedingt frühzeitig reservieren, sonst kriegt man keinen Platz. Sehr empfehlenswert!